Im Licht des Gegenverkehrs, das die spärlich angebrachten Reflektoren mühelos überstrahlt, ist der Fahrbahntrenner an der Einmündung der Bleiberger Straße in die Vaalser Straße bei Dunkelheit noch schwerer zu erkennen als am Tag. // Foto: Ulrich Simons |
05. Dezember 2020
"Felgenkiller" auf der Vaalser Straße:
Stadt sagt: "Autofahrer sind zu forsch"
Die Stadt sieht nach meinem Beitrag vom 11. November ("Vaalser Straße: Das Mäuerchen
entpuppt sich als Felgen-Killer") keine Veranlassung, den Fahrbahntrenner an der Einmündung der Bleiberger Straße in die Vaalser Straße optisch nachzubessern.
Bei einer Kollision mit dem unerwarteten Hindernis nur wenige Tage nach der Inbetriebnahme war ein Autofahrer nach Angaben der Polizei am 30. Oktober leicht verletzt worden. Bei einem Unfall Anfang November entstand nach eigenen Recherchen einem Autofahrer beim Zusammenprall mit der Mauer ein Schaden von mehr als 2500 Euro.
Angesichts der Kratz- und Schleifspuren auf beiden Seiten des Betonriegels, die auf weitere Kollisionen hindeuteten, hatte ich bei der Stadt nachgefragt, ob man den Fahrbahntrenner nicht mithilfe zusätzlicher "Plastikwimpel" auf der Mauerkrone künstlich erhöhen und damit besser sichtbar machen könnte.
Problem ist am Schreibtisch nicht zu erkennen
Denn die etwa kniehohen Plastikreflektoren an Anfang und Ende des Fahrbahntrenners sind vor allem bei Dunkelheit kaum zu erkennen. Das erschließt sich am Schreibtisch nicht unmittelbar, wird aber deutlich, wenn man sich die Situation vor Ort anschaut.
Die Vaalser Straße bildet unterhalb der Brücke eine leichte "Stufe", die Auswirkungen in beide Fahrtrichtungen hat.
Da der "Felgenkiller" aus Richtung Aachen gesehen hinter dem Mini-Anstieg und genau unter der Eisenbahnbrücke beginnt, ist der Beginn des Mäuerchens vor allem bei Dunkelheit erst im letzten Augenblick zu erkennen. Denn das Abblendlicht trifft erst auf den Reflektor am Beginn des Betonriegels, wenn das Fahrzeug sich wieder in der Waagerechten befindet. Bis dahin zielt der Lichtkegel darüber hinweg.
Das genau ist auch das Problem für den Gegenverkehr aus Richtung Vaals. Durch die "Stufe" zielt das Abblendlicht der aus Aachen entgegenkommenden Autos im Anstieg zu hoch und wird für Fahrzeuge in Richtung Aachen fast zu einem Scheinwerfer mit entsprechender Blendwirkung.
Das Abblendlicht der Autos aus Richtung Westfriedhof trifft hier zwar etwas präziser auf den Reflektor als in Gegenrichtung, doch durch die Blendwirkung der entgegenkommenden Fahrzeuge ist auch hier das orange Fähnchen kaum zu erkennen.
Das ganze wird natürlich noch gesteigert, wenn die Fahrbahn infolge von Regen feucht ist und sich die Farbe des Mäuerchens durch die Nässe von fast weiß in Richtung dunkelgrau verschiebt und damit kein Unterschied zum angrenzenden Asphalt mehr zu erkennen ist.
"Eigentlich schon auf der Gegenfahrbahn." - Die Stadt hält den Fahrbahntrenner in der Vaalser Straße für ausreichend sichtbar und gibt den Autofahrern die Schuld, wenn es zu einer Kollision mit den Mini-Betonriegel kommt. // Foto Archiv: Ulrich Simons |
Doch die Stadt hält die beiden Mini-Baken am Anfang und Ende der Strecke für ausreichend, um auf das unerwartete Hindernis hinzuweisen. Wörtlich teilte das Presseamt auf Anfrage mit:
"Fähnchen auf dem Mäuerchen gibt es erst einmal nicht. Die Baken am Anfang und Ende der Mauer reichen verkehrsrechtlich gesehen als Markierung aus. Wir beobachten das Geschehen aber weiter, genauso wie am Pontwall."
Dort war vor einigen Tagen ein Autofahrer auf den Bordsteinen gelandet, die Radweg und Fahrbahn voneinander trennen, und hatte sich unter anderem die Ölwanne aufgerissen.
Weiter heißt es in der Antwort der Stadt:
"Die Fahrbahnen der Vaalser Straße waren schon vor dem Aufbau des Mäuerchens durch zwei durchgehende weiße Streifen voneinander getrennt. Die Steine selbst sind nicht breiter als die Streifen vorher voneinander entfernt waren. Hinzu kommt, dass sich die montierten Steine nach oben hin verjüngen. Das soll heißen: Wer sich an dem Mäuerchen seine Felgen zerkratzt, müsste eigentlich schon auf der Gegenfahrbahn unterwegs sein. Das ist also weniger ein Problem der Stadt (und des Mäuerchens), sondern des Autofahrers, der zu forsch unterwegs ist."
Das ist - mit Verlaub - Unsinn, wie man an dem oben stehenden Foto leicht erkennen kann. Wer mit dem linken Vorderrad "auf der Gegenfahrbahn unterwegs" ist, wird unweigerlich frontal mit dem Hindernis kollidieren. Um sich die Felgen zu ruinieren, reicht es, wenn sich das Rad auf der ersten der beiden weißen Linien befindet.
Einen wahren Kern enthält die Antwort der Stadt dann doch noch:
"Die Rot-Weiß-Markierung (Anm.: an der Seite der Mauer) ist eigentlich nur an der Stelle sinnvoll, wo sie zurzeit angebracht ist: Um potenzielle Linksabbieger von der Bleiberger Straße in die Vaalser Straße darüber zu informieren, dass sie auf ein Mäuerchen zufahren würden. Für den autofahrenden Längsverkehr sind sie eigentlich nicht erforderlich, weil sie aus der Distanz, also beim Draufzufahren nicht erkennbar sind und erst auffallen, wenn man eigentlich schon vorbeigefahren ist."
Bleibt erst mal so, wie es ist: Das Mäuerchen, das an der Einmündung der Bleiberger Straße die Fahrbahnen der Vaalser Straße trennt, ist nach Ansicht der Stadt ausreichend erkennbar. Den Kratz- und Schrammspuren nach zu urteilen, dürften das inzwischen mehrere Autofahrer etwas anders sehen. // Foto: Ulrich Simons |
Womit wir wieder bei meinem Vorschlag wären, die Krone des Mäuerchens mit ordentlichen Reflektoren zu garnieren. Das hält die Stadt aber - wie gerade gesehen - nicht für erforderlich und "beobachtet" weiter.
Bis es dort mal richtig rummst.
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