Endlich mal etwas anderes als immer nur Lockdown. Am 29. Januar sprudelt es vor unserer Tür plötzlich zwischen den Gehwegplatten. Wenige Stunden zuvor hatte bereits am Morillenhang Ecke Johannistal eine Wasserleitung den Geist aufgegeben. Ein arbeitsreicher Tag und eine lange Nacht für die Männer der RegioNetz und der Tiefbaufirma Kutsch aus Stolberg. // Foto: Ulrich Simons |
20. Februar 2021
Hallo RegioNetz!
Alle im Home Office?
Es fing richtig gut an: Bei einem letzten Blick aus dem Fenster vor dem Zubettgehen hatte die Tochter unserer Nachbarn die Wasserspiele zwischen den Gehwegplatten vor der Haustür entdeckt, und nur eine Stunde später fuhr ein Mitarbeiter der RegioNetz vor, nahm die Angelegenheit in Augenschein und sperrte erst einmal das Wasser in unserer Straße ab. Da es bereits nach 23 Uhr war, hielten sich die Beeinträchtigungen für die Anwohner in Grenzen.
Das war am Nachmittag noch ganz anders gewesen, als wenige Hundert Meter weiter im Morillenhang eine Wasserleitung geborsten war, und mehrere Einfamilienhäuser sowie das Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt stundenlang ohne Wasser waren.
Wir hatten da mehr Glück: Kurz nach Mitternacht ging vor unserem Haus so richtig der Betrieb los. Die Tiefbauer der Firma Kutsch aus Stolberg warfen den Bagger an, wobei Fahrbahn und Bürgersteig zu gleichen Teilen im Container landeten, legten auf einer Strecke von knapp vier Metern das Rohr frei, und gegen 3.30 Uhr war der Schaden lokalisiert, behoben, und das Wasser floss wieder. Zurück blieb eine vorschriftsmäßig mit rot-weißen Absperrbaken und Blinkelämpchen gesicherte aber leider offene Baugrube.
Noch in der Nacht hatten die Männer der RegioNetz die Leckage im Rohr mit einer Muffe abgedichtet. Gegen 4 Uhr morgens lief das Wasser wieder. // Foto: Ulrich Simons |
Am Samstag lief das Loch voll. In der Nacht hatte es geregnet, und weil der Bagger bei der Suche nach dem Leck auch Teile der Fahrbahn aufgerissen und die Bordsteine beiseite geräumt hatte, fehlte jetzt die Abflussrinne mit der Direktroute zum Gully. Die Folge: Das gesamte Oberflächenwasser des Franziskusweges versammelte sich in der Baugrube.
Der herbeitelefonierte Netzmeister der RegioNetz sah sich das Schauspiel vor Ort an, befand, dass keine Gefahr durch Regenwasser bestand, das durch die Hausanschlüsse in die Keller der angrenzenden Häuser lief, und versprach: "Ich lass das gleich am Montag wieder zumachen."
"Ich lass das Loch gleich am Montag wieder zumachen", hatte Netzmeister Jansen von der RegioNetz am Samstag versprochen. Tatsächlich fuhr am späten Montagvormittag ein Mitarbeiter der Firma Kutsch vor und begann, das Loch mit Sand aufzufüllen. Leider reichten die Vorräte gerade mal für ein Viertel der Baugrube - dann machte der Mann notgedrungen Feierabend. // Foto: Ulrich Simons |
Am Montag gegen 11 Uhr fuhr dann tatsächlich ein Laster der Firma Kutsch vor. Das lief ja wirklich wie am Schnürchen. Leider reichte die mitgebrachte Menge Sand nicht ansatzweise, um das Loch zu füllen. Der Fahrer verabschiedete sich, als die Ladefläche leer war, und wurde in den nächsten Tagen nicht mehr gesehen.
Interessante Einblicke in den Straßenbau der späten 1960er Jahre lieferte die aufgelassene Baugrube. Offenbar wurde beim Bau des Franziskusweges lediglich der Untergrund aus Bauschutt verdichtet und dann zwei Lagen Asphalt drübergewalzt. Mit dem Aufbau heutiger Straßen und hydraulisch gebundenen Tragschichten hat das schon aufgrund der Korngröße des Materials nicht viel zu tun. Den wertvollen Mutterboden (früher war hier Ackerland) hatte man wohlweislich vor dem Straßenbau in Sicherheit gebracht. // Foto: Ulrich Simons |
Eine Woche später fuhr der freundliche Mitarbeiter der Firma Kutsch zum zweiten Mal vor. Diesmal hatte der Mann eine größere Portion Kies mitgebracht, die aber immer noch nicht reichte, um die Grube zu füllen. Er verschwand abermals. Dann kam der Winter zurück.
Die Vorteile einer Baugrube werden erst richtig deutlich, wenn wie in der Nacht zum 8. Februar überraschend der Winter zurückkehrt und man durch das Loch vor der Tür weitgehend von der Räumpflicht befreit ist. // Foto: Ulrich Simons |
Zum ersten Mal war ich froh, dass er mit seiner Arbeit nicht fertig geworden war. Während die Nachbarn Schnee schippten und die Mülltonen zufroren, erfreute ich mich an dem Loch im Bürgersteig vor unserer Haustür, das mich von der Räumpflicht entband.
Das ist jetzt knapp 14 Tage her, draußen ist Frühling, und die RegioNetz und ihre Subunternehmer scheinen sich anderen Aufgaben zugewandt zu haben. Auch am Morillenhang wurden sie nicht mehr gesehen.
Im Gegensatz zu unserem Loch ist man dort beim Verfüllen aber wenigstens schon auf Gehweg-Niveau angekommen. Dafür fehlen dort seit Wochen sechs der heißbegehrten Parkplätze für Anwohner und Altenheim-Mitarbeiterinnen.
Parkplätze sind ein kostbares Gut rund ums "Franziskus". Umso ärgerlicher, wenn durch "vergessene" Baustellen gleich ein halbes Dutzend Stellplätze wegfällt. Hier am Morillenhang/Ecke Johannistal hatte das Unheil am 29. Januar seinen Anfang genommen. // Foto: Ulrich Simons |
Irgendwie habe ich das blöde Gefühl, dass es wieder so endet wie bei Hubertine H. im Morillenhang. Die hatte im August vergangenen Jahres ein Gasleck vor ihrer Haustür. Kurz vor Weihnachten kam dann nach mehrfachen Erinnerungen die Firma Kutsch zum Verschließen der Baugrube.
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