Ausgebremst. Weil der Bund auf seinen Moderna-Impfvorräten sitzenzubleiben droht, will Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Dezember die Verfügbarkeit des Moderna-Konkurrenten Comirnaty von Biontech (hier ein Foto aus der Produktion in Marburg) beschränken. // Foto: Biontech |
19. November 2021
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Weil Moderna zu verfallen droht:
Spahn dreht
Biontech den Hahn zu
So ein bisschen riecht es schon nach verbrannter Erde. Aber was die nur noch geschäftsführend tätige Bundesregierung in Sachen Corona derzeit abliefert, ist mit normalen Geistesgaben nicht mehr nachzuvollziehen.
Es sieht so aus, als möchte man kurz vor Feierabend ohne Rücksicht auf Verluste und Menschenleben noch möglichst viel Schaden anrichten, um den Nachfolgern den Start ordentlich zu verhauen. Wie anders ist sonst die jüngste Verlautbarung des zum notorisch überforderten Gesundheitsminister aufgestiegenen münsterländer Ex-Bankkaufmanns Jens Spahn (CDU) zu bewerten?
Der kündigte am Freitagabend nach Berichten des Redaktionsnetzwerkes Deutschland an, im Dezember bei den so händeringend beschworenen Booster-Impfungen verstärkt auf den Impfstoff von Moderna statt auf das populäre Präparat von Biontech zu setzen. Hausärzte sollen dann pro Woche nur noch maximal 30 Impfdosen von Biontech bestellen können.
Begründung: Der Bund sitze auf einem Berg von Moderna-Impfdosen, die im ersten Quartal 2022 zu verfallen drohen, und die daher erst einmal aufgebraucht werden sollen. Nach dem Masken-Debakel nun also der Impf-Irrsinn. Denn wie schon bei den Masken hatte sich Spahn auch bei der Impfstoff-Beschaffung verzockt.
Während der Bund große Mengen des Vakzins von Moderna orderte, setzen inzwischen 95 Prozent der Ärzte und ihrer Patienten auf den Impfstoff von Biontech. Und das, obwohl im Sommer Studien in den USA die Frage aufwarfen, ob Moderna im Kampf gegen die Delta-Variante nicht möglicherweise sogar effektiver ist als das Pendant von Biontech.
Hausärzte dürfen sich auf zeitraubende Debatten freuen
Da bemühen sich Politiker aller Lager angesichts der dramatisch steigenden Inzidenzwerte mit Engelszungen, die Impf-Skeptiker und -Verweigerer doch noch an die Nadel zu bekommen und die zweimal Geimpften zur Auffrischungsimpfung zu bewegen, und ausgerechnet der noch amtierende Gesundheitsminister hat nichts besseres zu tun als mit dem Hintern umzuwerfen, was seine Kollegen gerade mühsam mit den Händen aufgebaut haben.
Die Hausärzte freuen sich vermutlich schon jetzt auf zeitraubende Debatten am Telefon und in den Praxen, denn viele Menschen, die bereits zweimal mit Biontech geimpft wurden und damit gute Erfahrungen gemacht haben, wollen natürlich auch bei der Auffrischung mit dem gleichen Impfstoff versorgt werden.
Die Folgen für die Impf-Kampagne kann man sich leicht ausmalen: Viele Termine dürften erst einmal storniert werden, bis wieder genug Biontech in Umlauf ist. In der Zwischenzeit explodieren die Fallzahlen weiter.
Es ist ja grundsätzlich zu begrüßen, dass in diesem Land jeder was werden kann.
Problematisch wird es allerdings, wenn die Dummen fleißig werden.
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