Für Spaziergänger auf der Hermann-Löns-Allee soll die Überquerung des Brüsseler Ringes künftig mithilfe einer Mittelinsel einfacher werden. // Foto: Ulrich Simons |
20. November 2021
Provisorium soll Überqueren
des Brüsseler Ringes erleichtern
Die Überquerung des Brüsseler Ringes ist für viele Bewohnerinnen und Bewohner des Südviertels seit Jahren das spannendste Stück des Sonntagsspazierganges.
Kaum ein Autofahrer hält sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 50 km/h, zudem sieht man als Fußgänger die hinter der Kuppe aus Richtung Kaiser-Friedrich-Allee kommenden Autos erst ziemlich spät. Wer nicht so gut zu Fuß ist, der kann da schon mal ein ernstes Problem bekommen.
Am Mittwoch (24. November) wird sich die Bezirksvertretung Aachen-Mitte auf Anregung von gehetzten Spaziergängern mit dem Thema befassen.
Jede Minute ein Fußgänger
Die Verwaltung hat sich viel Arbeit gemacht und bei perfektem Muttertagswetter erst einmal am 9. (einem Sonntag) und am 10. Mai (einem Montag) jeweils von 7 bis 19 Uhr die Fußgänger und Radfahrer gezählt, die an dieser Stelle den Brüsseler Ring überquerten. Und natürlich die Autos, die diesem Vorhaben entgegenstanden.
Ergebnis: Am Sonntag wurden in der Spitzenstunde zwischen 12:15 und 13:15 Uhr insgesamt 77 Fußgängerüberquerungen registriert. Zeitgleich befuhren 836 Fahrzeuge diesen Abschnitt des Brüsseler Ringes.
Am Montag wurden die Spitzenwerte in der Zeit zwischen 14:15 und 15:15 Uhr erreicht. Hier wurden 1034 Kfz und 13 Fußgängerquerungen gezählt.
Zu viele Autos für einen Fußgängerüberweg
Die Verwaltung prüfte daraufhin die Einrichtung einer zusätzlichen Querungshilfe für den Fuß- und Radverkehr an der Kreuzung Brüsseler Ring / Hermann-Löns-Allee zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und landete schließlich bei der Alternative "Fußgängerüberweg (FGÜ) oder Mittelinsel".
Der Fußgängerüberweg war schnell wieder vom Tisch: Laut den "Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen (R-FGÜ 2001)" kommt die Anordnung eines FGÜ unabhängig von den Fußgängerquerungen bei Verkehrsstärken über 750 Kfz/h nicht zur Anwendung. Gemäß der Verkehrszählung von Mai 2021 werde diese Verkehrsstärke deutlich überschritten, sodass ein FGÜ nicht in Frage komme. Sagt die Verwaltung.
Da habe ich dann ein leichtes Verständnisproblem, denn nach dieser Logik dürfte es den Anfang März aufgemalten Fußgängerüberweg vor dem ehemaligen Netto auf der Lütticher Straße gar nicht geben. Auch dort lag die Zahl der Fahrzeugbewegungen in der Spitzenstunde über der magischen Marke von 750. Ich darf kurz aus meinem Beitrag vom 29. Januar 2020 zitieren:
Am 29. August 2019 wurde im Zeitraum von 7 bis 19 Uhr auf der Lütticher Straße in Höhe der Hausnummer 17a eine Verkehrszählung durchgeführt. Im Bereich der Zufahrt zum Supermarkt / ehemaligen Bunker wurden die querenden Fußgänger sowie die Kfz-Verkehrsbelastung der Lütticher Straße erfasst. Es wurden maximal 98 Fußgängerquerungen in einer Stunde registriert (13:15 bis 14:15 Uhr). Zeitgleich befuhren 677 Kfz diesen Abschnitt der Lütticher Straße. In der Kfz-Spitzenstunde (15 bis 16 Uhr) wurden 788 Kfz und 79 Fußgängerquerungen gezählt.
Verwaltung schlägt zwei Meter breite Mittelinsel vor
Jedenfalls schlägt die Verwaltung nun an der beantragten Stelle des Brüsseler Ringes eine Mittelinsel vor. Die Menge der querenden Fußgänger und Radfahrer (Anm.: in der Vorlage steht an dieser Stelle "Radfahrender*innen", aber man kann es mit der Genderei auch übertreiben) zeige, dass die Einrichtung hier sinnvoll ist.
Aufgrund der geringen Straßenraumbreite von ca. 8,50 Metern und einer bedingt durch den hohen Anteil an Schwerverkehr notwendigen Fahrstreifenbreite von jeweils 3,25 m könne die Mittelinsel allerdings lediglich eine Breite von zwei Metern aufweisen.
Um eine schnelle Umsetzung zu ermöglichen, wird die Mittelinsel zunächst als Provisorium mit Markierungen und Klebeborden geplant. Damit soll für Fußgänger beim Queren des Brüsseler Rings sowohl der Komfort als auch vor allem die Sicherheit verbessert werden.
Die weitere Detailplanung soll mit der Ausführungsplanung erfolgen. Die Kosten für Umbau und Markierungsarbeiten belaufen sich überschlägig auf ca. 8000 Euro.
Breitere Insel wird teurer und dauert länger
Gegebenenfalls könne zu einem späteren Zeitpunkt eine dauerhafte Lösung mit einer breiteren Mittelinsel eingeplant werden, sagt die Verwaltung. Die dazu notwendigen Anpassungen am Straßenkörper würden zum jetzigen Zeitpunkt zu einer erheblichen Verteuerung und zeitlichen Verschiebung der Maßnahme führen.
Am kommenden Mittwoch, 24. November, berät die Bezirksvertretung Aachen-Mitte ab 17 Uhr im Geschwister-Scholl-Gymnasium an der Stolberger Straße daher über die Anlage einer provisorischen Mittelinsel. Das letzte Wort hat der Mobilitätsausschuss in seiner Sitzung am 9. Dezember.
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