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"Das Leben ist ein Minenfeld, gefahrvoll jeder Schritt. Nur der kommt weiter auf der Welt, der stets danebentritt."
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Ulrich Simons

Ulrich Simons
Fotojournalist (seit 1976)
Redakteur (1987 bis 2019)
Letzter Blogger vor der Grenze (ab 2019)

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Sibylle Keupen - Amtsübergabe

Foto: Ulrich Simons

 

29. Oktober 2025 - Rathaus - Weißer Saal

Sibylle Keupen: die Abschiedsrede

 

Lieber Michael Ziemons,
liebe Ratsmitglieder,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Aachenerinnen und Aachener,

wenn man nach fünf Jahren das Amt der Oberbürgermeisterin übergibt, dann ist das kein rein formaler Moment – es ist ein sehr persönlicher. Fünf Jahre voller Entscheidungen, voller Begegnungen, voller Verantwortung. Und – das darf ich wohl sagen – fünf Jahre, die mich geprägt haben, wie kaum eine andere Zeit in meinem Leben.

Als ich dieses Amt antrat, war mir bewusst, dass es kein leichter Weg werden würde. Als erste Frau in dieser Position wurde ich mit besonders kritischen Augen betrachtet. Nicht selten mit einer Härte, die Männer in dieser Position so nicht erleben.

Der raue Ton in den sozialen Netzwerken, die schnellen Urteile, die Anfeindungen – sie sind nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Aber sie haben mich auch stärker gemacht. Denn ich wusste immer, wofür ich angetreten bin: Für eine Stadt, die zukunftsgerecht, sozial, klimafreundlich und nachhaltig ist.

Für ein Aachen, das allen gehört.

Diesen Auftrag habe ich mit Leidenschaft, Klarheit und Konsequenz angenommen und ich bin dankbar, dass ich ihn mit so vielen engagierten Menschen umsetzen durfte.

Fünf Jahre – das waren unzählige Sitzungen, Baustellen, Gespräche und Ideen. Aber vor allem war es eine gemeinsame Bewegung – von Verwaltung, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Bürgerschaft.

Wir haben Aachen gemeinsam gestaltet. Im Bereich Stadtentwicklung und Wohnen haben wir vieles auf den Weg gebracht: Das Haus der Neugier – ein Ort für Bildung, Forschung und Begegnung – wird 2029 eröffnen. Am Büchel ist aus einem alten Parkhaus eine lebendige „ZwischenZeit“ geworden, der neue Park ist in Planung. Und am Theaterplatz entsteht eine Bühne der Stadt – mit mehr Grün, Wasser und Raum zum Verweilen.

All das sind Zeichen einer Stadt, die sich erneuert, ohne ihre Seele zu verlieren. Beim Klimaschutz haben wir mit über 150 Partner*innen den Klimastädtevertrag geschlossen – ein starkes Bekenntnis zur Klimaneutralität.

Wir haben Dächer begrünt, Fassaden bepflanzt, die Wärmewende in die kommunale Planung gebracht – und damit konkret gezeigt, dass Nachhaltigkeit in Aachen kein Schlagwort ist, sondern Handlungsprinzip.

In der Wirtschaft konnten wir neue Unternehmen wie Ericsson, Voltfang oder Black Semiconductor gewinnen, bestehende stärken und den Industriestandort Rothe Erde neu entwickeln. Mit der Initiative „Made in Aachen“ haben wir den Standort gefestigt und den Zusammenhalt der Aachener Wirtschaft gestärkt.

Die Mobilität wurde moderner, klimafreundlicher, koordinierter: Das Baustellenmanagement arbeitet heute effizienter, das Radwegenetz wächst, und Aachen liegt in NRW auf Platz 1 bei der Ladeinfrastruktur. Der Schnellbus S66 nach Simmerath und die geplante RegioTram stehen für eine bessere Vernetzung in Stadt und Region.

Im Bereich Bildung und Soziales haben wir die Sprachförderung und Schulsozialarbeit ausgebaut, bezahlbaren Wohnraum geschaffen und mit der Ankommensschule einen sicheren Lernort für geflüchtete Kinder geschaffen.

Auch die Kultur hat in diesen Jahren neuen Raum bekommen: Mit dem Stadtglühen haben wir Kultur in die Stadtteile gebracht, das Aachen Pride Festival ist gewachsen, die Tafel der Vielfalt bringt Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen – und die KASTE-Mittel für Kulturförderung wurden verdoppelt.

Aachen steht heute für Offenheit, Kreativität und Zusammenhalt.

Und ein Anliegen, was mir besonders wichtig war: die Stärkung der Bürgerbeteiligung: Mit Bürger*innenräten, Dialogen und dem digitalen AachenPanel haben wir Demokratie transparenter, direkter und lebendiger gemacht. Denn ich war immer überzeugt: Die besten Ideen entstehen dort, wo Menschen miteinander reden – nicht übereinander.

All das – und noch so vieles mehr – war nur möglich, weil so viele von Ihnen mitgedacht, mitgearbeitet und mit Herz Verantwortung übernommen haben. Dafür möchte ich heute Danke sagen: Dem Stadtrat, der Verwaltung, den vielen Partnerinnen und Partnern in Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft – und vor allem den Aachenerinnen und Aachenern, die jeden Tag zeigen, dass sie ihre Stadt lieben.

Aachen bleibt meine Herzensstadt. Ich verlasse dieses Amt mit Dankbarkeit. Dankbarkeit für das Vertrauen, das Engagement und die gemeinsame Zeit. Es war die beste Zeit meines Lebens.

Lieber Herr Ziemons, ich übergebe heute ein verantwortungsvolles Amt. Ich wünsche Ihnen Mut, Gelassenheit und Freude für Ihre Aufgabe und eine glückliche Hand.

Aachen ist gut aufgestellt. Sie übernehmen eine Stadt voller Energie, Ideen und Menschen, die bereit sind, mitzugestalten. Hören Sie ihnen zu, vertrauen Sie ihnen, und bleiben Sie offen für den Dialog – denn das ist das Fundament dieser Stadt.

Aachen ist stark, weil es zusammenhält. Und es bleibt stark, wenn es weiter mutig nach vorn blickt.

Ich danke Ihnen allen für die gemeinsamen fünf Jahre.  
Herzlichen Dank.

 

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© Ulrich Simons
Redakteur (1987-2019) - Fotojournalist - Blogger

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