15. Juli 2014
Vorsicht Taschendiebe!
Die Zahlentricks der Amateur-Statistiker
"Die Panikmacher" ist der Titel eines lesenswerten Buches, in dem Walter Krämer (Statistik-Professor) und Gerald Mackenthun (Wissenschaftsjournalist) vermeintliche Katastrophenmeldungen der vergangenen Jahre auf ihren Wahrheitsgehalt hin abklopfen.
Die beiden Autoren hätten vermutlich ihre Freude an der "Studie" mit dem Titel "Taschendiebstähle in deutschen Städten" gehabt, die das Internet-Portal ab-in-den-urlaub.de (warum gerade die?) am 15. Juli 2014 flächendeckend in die Redaktionen schickt. Überschrift: "Hilfe! Taschendiebstahls-Mafia raubt Deutschland aus".
Das ist zunächst mal sprachlicher Unfug, denn ein Dieb (fingerfertig) ist kein Räuber (mit Gewalt). Klingt aber gut, und weil Düsseldorf die "Studie" anführt, ernennt die BILD-Zeitung die Landeshauptstadt von NRW gleich am nächsten Tag zu "Deutschlands Hauptstadt der Taschendiebe". Denn mit 1398 Eingriffen pro 100.000 Einwohnern sei nirgendwo im Lande die Gefahr größer, Opfer eines Taschendiebstahls zu werden. Das hat man ja jetzt schwarz auf weiß.
Gefahr?
Lässt man aus der reichlich aufgeblasenen Statistik die Luft raus und rechnet sie auf handelsübliches Format runter, beträgt das Risiko, in Düsseldorf beklaut zu werden, gerade mal 1,398 Prozent. In Köln (Platz 2) liegt das Diebstahlrisiko minimal über einem Prozent, ab Platz 3 bewegt sich das Risiko im Nachkomma-Bereich.
In Aachen (Platz 17) reden wird nur noch über 0,372 Prozent. Und in der letzten, von den Urlaubs-Machern noch als "Diebstahls-Hochburg" abgekanzelten Stadt (Göttingen/Platz 30/0,284 Prozent) muss man mit 352 Mann (oder Frau) anreisen, damit einer die Chance hat, mit leeren Taschen vom Stadtbummel zurückzukommen.
Es gibt noch ein anderes, ebenso empfehlenswertes Buch von Walter Krämer.
Der Titel: "So lügt man mit Statistik".
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