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Ulrich Simons

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Redakteur (1987 bis 2019)
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iStock - Fahrgemeinschaft

Unter Verkehrsexperten gilt Indien als das Mutterland der Fahrgemeinschaften. // Foto: iStockphoto/Johan Andersson

 

16. November 2019

Ahnungslos ins Chaos: Mit der Fahrgemeinschaft auf der Umweltspur

Heute müssen wir mal über Düsseldorf reden. Das ist zwar mehr Aachen-Nordost, aber Düsseldorf hat seit dem Frühjahr etwas, was auf dem unteren Adalbertsteinweg demnächst auch eingeführt werden soll: eine Umweltspur. Genaugenommen hat Düsseldorf inzwischen sogar drei, was die Sache nicht unbedingt besser macht.

Bevor Sie weiterlesen, möchte ich Ihre Aufmerksamkeit aber nochmal kurz auf die Überschrift lenken. Ihnen ist hoffentlich aufgefallen, dass darin zwei Begriffe enthalten sind, die es gar nicht gibt. Zumindest nicht da, wo sie hingehören. Denn die Straßenverkehrsordnung (StVO) kennt weder eine "Umweltspur" noch die "Fahrgemeinschaft".

Und jetzt soll von etwas, das es gar nicht gibt, die Luft in Aachen sauberer werden. Pure Magie!

Jedenfalls hat der Rat der Stadt Aachen das Ende September beschlossen. Dumm ist nur, dass bisher keiner richtig weiß, wie das in der Praxis funktionieren soll.

 

Rechtlich eine erweiterte Nutzung der Busspur

Rechtlich ist eine "Umweltspur" nämlich nichts anderes als die erweiterte Nutzung einer Busspur, und nur diese ist laut Straßenverkehrsordnung (StVO) klar definiert. Ursprünglich wurde sie eingeführt, um den ÖPNV schneller und damit attraktiver zu machen.

Mit der "Umweltspur" verkehrt man den Zweck der Busspur nun ins Gegenteil, indem man dem Busfahrer allerlei Knüppel in Form von Taxis, Elektrofahrzeugen, teilweise unbeleuchteten Fahrrädern mit und ohne "E" sowie mit und ohne Kinderanhänger oder in Gestalt von albernen E-Rollern in den Weg wirft. Hinzu kommen "Fahrgemeinschaften" in konventionell betriebenen Autos.

Damit macht man die ursprüngliche ÖPNV-Beschleunigungsspur zu einem Sammelsurium von Verkehrsteilnehmern, die sich gegenseitig behindern und im schlimmsten Fall sogar gefährden.

Wobei die vor ein paar Monaten neu hinzugekommenen E-Röllerchen nach §24 StVO "Besondere Fortbewegungsmittel" sind und gar nicht als "Fahrzeuge im Sinne der Verordnung" gelten, sondern in die gleiche Gruppe gehören wie Rodelschlitten und Kinderwagen, die auch nichts auf der Fahrbahn verloren haben.

Ähnliches gilt im Sommer für Mountainbiker und vor allem in den Wochen der Tour de France für die Sonntagsfahrer auf ihren Rennrädern, von denen kaum eines für die Teilnahme am Straßenverkehr zugelassen sein dürfte. Klingel? Speichenreflektoren? Beleuchtung? Alles unnötiger Ballast, den kein echter Rennradler braucht, erst recht nicht, wenn's ohnehin keiner kontrolliert.

Aber wehe, ich würde versuchen, mal aus Jux mit einem Benzinmotor-getriebenen Go-Cart über den Elisenbrunnen zu fahren!

 

Wenn keiner mehr kommt, ist das auch Luftverbesserung

Diese "Umweltspur", die in keinem Regelwerk definiert ist, wollen die Grünen und CDU/SPD, die ihnen neuerdings blind hinterherrennen, im Falle des unteren Adalbertsteinweges nun anzetteln. Dazu nimmt man von zwei Fahrspuren stadtauswärts, auf denen der Verkehr bisher halbwegs zügig rollte, eine weg und erklärt sie zur "Umwelttrasse" für den oben genannten Benutzerkreis.

Auf der verbliebenen Spur staut sich dann mit laufenden Motoren neben der meist gähnend leeren Umweltspur die zusammengepferchte, weit überwiegende Mehrheit der Verkehrsteilnehmer. Das kann man in Düsseldorf täglich beobachten, wo der Stau zeitweise bis auf die A46 zurückreicht. Es soll aber gut für die Umwelt sein.

Wahrscheinlich setzt man darauf, dass die Betroffenen künftig um die Stadt einen Bogen machen, wenn sie diesen grün-populistischen Klamauk einmal hautnah miterlebt haben. Das würde dann tatsächlich zur Luftverbesserung beitragen.

In Düsseldorf, wo sie ja weiter sind als in Aachen, zanken sie sich inzwischen darum, ob Kinder "Personen" sind, und ob auch ein mit Knirpsen befülltes Auto eine "Fahrgemeinschaft" darstellt. Auslöser war der Fall einer pfiffigen Friseurmeisterin auf der Umweltspur, die mit ihren beiden Knilchen auf dem Weg zum Kindergarten von der Polizei rausgewunken und verwarnt wurde.

Die Politzei war der Ansicht, eine "Fahrgemeinschaft" mache nur Sinn, wenn in dem Auto mindestens drei Leute sitzen, von denen jeder einzelne sein Auto hätte benutzen können, die aber aus Kosten- und/oder Umweltschutzgründen (und weil sie das mehr oder weniger gleiche Fahrziel haben) beschlossen haben: Wir fahren nur noch mit einem Auto.

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Ulrich Simons - Ich-AG

Das Gegenteil einer Fahrgemeinschaft, deren Mitglieder gemeinsam den gleichen (festen) Arbeitsplatz ansteuern, ist die motorisierte Ich-AG (Bild) mit wechselnden Einsatzstellen. // Foto: Archiv Ulrich Simons

Wenn sich diese Auffassung durchsetzt, wären allerdings auch Verkehrsteilnehmer von der Benutzung der Umweltspur ausgeschlossen, die ihre hochbetagten Eltern oder Verwandten auf dem Rücksitz mitführen.

Ein Ehepaar und zwei Anhalter? - Grauzone!

Nicht entschieden ist auch, wie vier Leute auf dem Weg zur Arbeit rechtlich zu bewerten sind, wenn zwei von ihnen gar keinen Führerschein haben.

 

Clevere Idee: Der Miet-Mitfahrer

Auf ein interessantes Geschäftsmodell vom anderen Ende der Welt machte mich gestern mein Freund Arno Keller aus Simmerath aufmerksam:

"Lieber Uli, denke dran, dass die Umweltspur auch ein Element der Wirtschaftsförderung und der sozialen Gerechtigkeit ist. In Djakarta (Jakarta)* verdienen (alleinerziehende) Frauen mit Kleinkindern, jugendliche Herumtreiber und Typen aller Art nicht schlecht Geld damit, dass sie an den Auffahrten zu Umweltspuren darauf warten, gegen ein mehr oder weniger gutes Entgelt mitgenommen zu werden. Wohin, ist selbstverständlich egal. Irgendwo steigt man aus und nimmt den nächsten Umweltspurliebhaber für die Rückfahrt, natürlich gegen eine weitere Summe. Ein Bomben-Geschäft!"

Wenn diese clevere Idee auch in Aachen Schule machen sollte, brauchen wir natürlich dringend eine zweite Umweltspur auf dem Adalbertsteinweg, diesmal stadteinwärts. Sonst stehen die Miet-Mitfahrer nachher alle an der Josefskirche und kommen nicht mehr weg.

Ich bin gespannt, wie das Gezänk ausgeht, aber ich habe das Gefühl, dass ich meine hübsche Idee auch begraben kann: Ich wollte mir bei Ebay zwei Schaufensterpuppen für den Rücksitz besorgen.

 

* Für alle, die noch nicht so weit in der Welt herumgekommen sind wie mein Freund Arno: Jakarta ist laut Wikipedia die Hauptstadt der Republik Indonesien. Mit 10,04 Millionen Einwohnern in der eigentlichen Stadt ist sie die größte Stadt Südostasiens und mit etwa 30 Millionen Einwohnern in der Metropolregion Jabodetabek der zweitgrößte Ballungsraum weltweit.

 

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© Ulrich Simons
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