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Ulrich Simons

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Redakteur (1987 bis 2019)
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240 Euro Strafe, zwei Punkte in Flensburg und einen Monat Fahrverbot. Sowas sollte man sich künftig in der Innenstadt gut überlegen. OB Marcel Philipp (2.v.li.), Klaus Meiners (Leiter der Abteilung Immissionsschutz der Stadt Aachen, li.), Frauke Burgdorff (Beigeordnete für Planung, Bau und Mobilität, 2.v.re.) und Uwe Müller, Leiter der Abteilung Verkehrsmanagement der Stadt Aachen, re.) mit einem der acht neuen Dialog-Displays, die künftig an den Einfallstraßen auf die neuen Termporegeln innerhalb des Alleenrings hinweisen sollen. // Foto: Ulrich Simons

 

10. Dezember 2019

Seit Montag ist es amtlich:
Das Ende der "autogerechten Stadt"

Es war der Anfang vom Ende, den Oberbürgermeister Marcel Philipp am Montagmorgen verkündete. Der Anfang vom Ende einer Stadt, die in den 70er Jahren unter dem Attribut "autogerecht" Gestalt angenommen, und in der im Laufe der Jahre immer mehr Verkehrsteilnehmer das Nachsehen hatten.

Denn die Zeiten, in denen auf Aachens Innenstadt-Straßen das "Recht des PS-Stärkeren" galt, sind endgültig vorbei. 140 nagelneue "Tempo-30-Schilder" innerhalb des Grabenrings künden von einer "deutlichen Veränderung" (OB Marcel Philipp) und der womöglich rasantesten Umsetzung eines Ratsbeschlusses seit Menschengedenken. Seit Montag gilt vollumfänglich, was der Rat der Stadt erst am 18. September beschlossen hatte.

 

Auf dem Weg zu einer neuen Verkehrskultur

Es gehe nicht primär um das Thema Luftreinhaltung und die Einsparung von Stickoxiden (NOx) pro Fahrzeug, sagte der OB. Das flächendeckende Tempolimit sei vielmehr ein Baustein auf dem Weg zu einer saubereren, sichereren, leisereren Stadt, in der das Zusammenspiel aller Verkehrsteilnehmer neu definiert werde. "Wir wollen ein anderes, gutes Miteinander auf der Straße", erläuterte Marcel Philipp die Idee hinter der Schilderflut.

Die war unvermeidlich. Uwe Müller, oberster Verkehrsmanager der Stadt, erklärte, warum jetzt gefühlt an jeder Straßenlaterne innerhalb des Alleenringes ein "Tempo-30-Schild" hängt, und weshalb man nicht die ganze City handstreichartig zur "Tempo-30-Zone" erklären konnte: "Tempo-30-Zonen machen in Wohngebieten im Rahmen der Wohnumfeldverbesserung Sinn. Aber in diesen Zonen gilt durchgängig an Einmündungen Rechts vor Links. Das wollte man in der Stadt nicht."

Um den angestrebten "Wechsel in der Verkehrskultur" auch durchzusetzen, stellte der OB entsprechende Stichproben in Aussicht. Allerdings wolle die Stadt nicht "wild kontrollieren", sondern schwerpunktmäßig dort, wo sich die Verkehrsteilnehmer notorisch nicht an das neue Tempolimit hielten. "Wir müssen dazu noch die Kapazitäten aufbauen", kündigte Philipp an, nachdem die Polizei sich für nicht zuständig erklärt hatte, da es um Luftreinhaltung und nicht um Sicherheit gehe.

  Tempo 30

"Das ist erst der Anfang!" formulierte Beigeordnete Frauke Burgdorff, wobei diese Ansage je nach Interessenlage als Versprechen oder als Drohung versanden werden dürfte, und stellte klar: "Der Stadtumbau fängt diesmal beim Verkehr an." Das Ziel seien neue Aufenthaltsräume für die Innenstadt, wo langsam fahrende Gefährte mit zwei oder vier Rädern eine Gefühl von Sicherheit erzeugten.

 

Grabenring: Keine Straße für Autos mehr

"Schilder aufzustellen ist nicht die Lösung", ging die Beigeordnete noch einen Schritt weiter. "Wir müssen die Stadt so umbauen, dass es gar nicht mehr schneller geht."

Ein Beispiel: Der Grabenring im Bereich Kurhausstraße, Seilgraben, Templergraben. Gefühlt eine schöne breite Autostraße, de facto zu manchen Tageszeiten schon heute fest in der Hand meist studentischer Radfahrer. "Der Grabenring ist keine Durchgangsstraße für Autos mehr. Den werden wir den neuen Gegebenheiten anpassen müssen", stellte Frauke Burgdorff in Aussicht.

Erste Erfolge der neuen Strategie konnte Klaus Meiners, Leiter der städtischen Abteilung Immissionsschutz, verkünden. Die Stickoxid-(NOx)-Werte der vergangenen zehn Monaten seien deutlich rückläufig. Hier machten sich offensichtlich die erhöhten Parkgebühren und die Nachrüstung zahlreicher Aseag-Busse bemerkbar.

Allerdings sei die Zuordnung der Messwerte zu Einzelmaßnahmen nicht möglich. Im Oktober hätten von den 40 Messstationen nur noch drei über 40 Mikrogramm NOx pro Kubikmeter Luft gelegen, aber auch die unter 50.

Zumindest ein Dieselfahrverbot dürfte damit vorerst vom Tisch sein.

 

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© Ulrich Simons
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