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Ulrich Simons

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Bewohnerparksonen

Die geplante Bewohnerparkzone Kullen an der Uniklinik im Westen der Stadt soll noch in diesem Jahr kommen. Auf einer Bürgerinformation am Dienstagabend formierte sich allerdings massiver Widerstand gegen das Vorhaben von Politik und Verwaltung. // Karte: Stadt Aachen

 

28. Januar 2020

Geplante Bewohnerparkzone "Kullen":
Heftiger Gegenwind für die Verwaltung

Wenn die Zusammensetzung des Publikums am Dienstagabend in der Aula der Grundschule am Philipp-Neri-Weg auch nur halbwegs repräsentativ für das gesamte Wohngebiet war, dann dürfen sich Verwaltung und Politik bei der geplanten Bewohnerparkzone "Kullen" noch auf ordentlich Gegenwind gefasst machen. Sogar die Idee einer Besucherin, sich mithilfe eines Bürgerentscheids das ungeliebte Projekt vom Hals zu schaffen, wurde nach fast zweistündiger Debatte mit lebhaftem Beifall aufgenommen.

Einig waren sich fast alle: Solange das Parken auf Kullen kostenlos (wie bisher) oder preiswerter (wie in der geplanten Bewohnerparkzone) als an der Uniklinik sei, werde sich an der verfahrenen Situation im Wohngebiet an der Vaalser Straße nichts ändern.

 

"Die Uniklinik ist an allem schuld"

Die weit überwiegende Mehrheit der rund 80 Besucher erteilte den Plänen von Politik und Verwaltung nach zweistündiger Informationsveranstaltung dann auch eine klare Absage. Stattdessen plädierten die zum Teil ziemlich aufgebrachten Anwohner dafür, die Uniklinik als Verursacherin der ganzen Probleme stärker in die Pflicht zu nehmen: Das Großkrankenhaus möge sich doch endlich vernünftige Parkmöglichkeiten für Mitarbeiter, Patienten und Besucher zulegen. Stefanie Kirchbach vom städtischen Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen und Kai Mohnen vom Fachbereich Verkehrsplanung dürften am Ende der Veranstaltung die Ohren geklungen haben.

Tenor vieler Wortmeldungen: Wenn das seit langem in Aussicht gestellte Parkhaus der Uniklinik mit seinen 2400 Stellplätzen endlich fertig wäre, hätten sich die Probleme im angrenzenden Wohngebiet längst in Luft aufgelöst, und man könnte auf die Bewohnerparkzone komplett verzichten. Wobei den Anwohnern klar war: Das Parkhaus kann nur entlastende Wirkung für ihr Wohnquartier haben, wenn das Parken im neuen Parkhaus attraktiver ist als der Platz am Straßenrand.

"Wir stehen noch ganz am Anfang des Verfahrens", hatte Stefanie Kirchbach gleich zu Beginn versucht, Druck aus dem Kessel zu nehmen. Ruhig und durchaus sympathisch trug die städtische Mitarbeiterin die Ergebnisse der Datenerhebung im Plangebiet aus den Jahren 2015 und 2019 vor, erwähnte einen mittleren Auslastungsgrad der Parkflächen von 78 Prozent, einen hohen Anteil an Fremdparkern (zwei Drittel), ergänzt um die Information, dass die abgestellten Fahrzeuge der Kullener zu keinem Zeitpunkt in der Mehrheit gewesen seien. Gemessen hatte man an einem normalen Werktag um 9, 16 und um 22 Uhr.

 

"Alles wird zugeparkt, wo man nur parken kann"

Die nackten Zahlen deckten sich nicht unbedingt mit der Wahrnehmung der Bewohner: "Alles wird zugeparkt, wo man nur parken kann. Bürgersteige, Rasenflächen, Radwege bis hin zum Steppenberg", schilderte eine Anwohnerin die aktuelle Situation. Selbst Parkplätze innerhalb einer privaten Wohnanlage würden gnadenlos zugestellt. "Die Fremdparker entsorgen sogar ihren Müll in den Tonnen der Anwohner."

Den Verursacher des Parkdrucks hatte man schnell ausgemacht: "Das Klinikum ist nicht in der Lage für seine Mitarbeiter Parkplätze zu schaffen, und wir müssen es jetzt ausbaden und bekommen ab Ende des Jahres keinen Besuch mehr." Denn Parken auf "Kullen" soll künftig an Werktagen zwischen 9 und 19 Uhr pro halbe Stunde 50 Cent kosten, samstags von 9 bis 14 Uhr.

Das stieß auf weiteren Widerspruch: Wenn samstags ab 14 Uhr das Parken kostenlos sei, würden sich die Schichtdienstler der Uniklinik freuen, und der eigene Besuch habe keine Chance mehr. "Das Klinikum vernichtet seit 20 Jahren die Lebensqualität auf Kullen."

Eine "Frechheit" sei es, dass die Anwohner die Versäumnisse der Uniklinik ausbaden und sich auf dem Umweg über eine Bewohnerparkzone für 30 Euro im Jahr ihre Stellplätze am Straßenrand "zurückkaufen" müssten, "eine Unverschämtheit."

"Ihre Planungen gehen völlig am Bürger vorbei", kam es aus einer anderen Ecke. "Aber mit Kullen kann man es ja machen." Und ob es bei den jährlichen 30 Euro Verwaltungsgebühr bleibe, sei auch alles andere als sicher angesichts von Gedankenspielen der Bundespolitik, die Gebühren für den Bewohnerparkausweis demnächst auf bis zu 200 Euro zu erhöhen.

Ansätze von Stefanie Kirchbach, die Abläufe zu erklären, führten zu neuem Protest: "Sie verstecken sich hinter der Politik" tönte es ihr entgegen, als sie ausführte, die Verwaltung handele lediglich im Auftrag von Bezirksvertretung und Mobilitätsausschuss, die das Thema seit 2013 auf der Agenda haben.

 

"Das sind nicht alles böse Menschen"

Verständnis für seine Kolleginnen und Kollegen versuchte ein Mitarbeiter der Uniklinik zu wecken: "Das sind nicht alles böse Menschen, die da mit dem Auto kommen." Viele könnten sich die teuren Mieten in Aachen nicht leisten und müssten täglich aus Alsdorf oder Würselen einpendeln, doch die Busverbindungen seien unzureichend. "Man kann gar nicht anders als mit dem Auto kommen."

Verkehrsplaner Kai Mohnen konnte ihm in Sachen Parkhaus wenig Hoffnung machen: "Wir können eher den ÖPNV verbessern als die Uniklinik zum Parkhausbau bewegen." Denn hinter der stehe das Land NRW.

Bis 2015 habe man die Probleme nicht gehabt, versicherten die Betroffenen. Erst als die Uniklinik begonnen habe, die Parkplätze vor dem Haus zu bewirtschaften, sei die Welle über das Viertel hereingebrochen. "Der offene Parkplatz an der Uniklink ist der teuerste in ganz Aachen", goss eine Besucherin Öl ins Feuer. "Der ist teurer als jedes Parkhaus in der Stadt." Nicht ganz richtig, wie ein Blick in die aktuellen APAG-Tarife zeigt.

Eine komplette Abfuhr holte sich die Verwaltung bei dem angedachten Tagesticket für zehn Euro. "Dann sind die Parkplätze im Wohnviertel doch wieder den ganzen Tag blockiert." Vorschlag: Maximale Parkzeit zwei Stunden. Auch der "Hit"-Supermarkt im Innenbereich an der Schurzelter Straße dürfte auf seinem kostenlosen Kundenparkplatz Spaß bekommen. "Die parken doch dann alle da."

Erstaunen hatte bei mehreren Besuchern der Veranstaltung das Ergebnis der Bedarfsanalyse hervorgerufen: "Wenn 78 Prozent der Parkplätze belegt sind, heißt das doch im Umkehrschluss, dass 22 Prozent frei sind. Mit anderen Worten: Für Bewohnerparken gibt es überhaupt keinen Bedarf."

Der Hinweis aus dem Publikum, das riesige Parkhaus an der Forckenbeckstraße in fußläufiger Distanz zum Klinikum stehe regelmäßig halb leer, förderte ein weiteres verblüffendes Detail zutage: "Mitarbeiter des Klinikums dürfen nicht auf RWTH-Plätzen parken."

 

Kippt ein Bürgerentscheid das Vorhaben?

Also doch Bewohnerparken? Eine Besucherin warnte: "So lange es im Umfald der Uniklinik die Möglichkeit gibt, kostenlos oder preiswerter zu parken, wird es die Probleme geben."

Voraussichtlich im April/Mai will die Verwaltung die Erkenntnisse des Abends soweit aufgearbeitet haben, dass sie den Ball an die Politik zurückspielen kann. Im dritten Quartal könnte dann die Parkzone auf "Kullen" kommen. Falls nicht vorher ein Bürgerentscheid das ganze Thema vom Tisch fegt.

 

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© Ulrich Simons
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