Das Ordnungsamt passt vor der Türe auf: Die Nebenstelle "Franziskus" der Aachener Uniklinik am Morillenhang ist unversehens zu einem Corona-Hotspot geworden. // Foto: Ulrich Simons |
10. April 2020
16 Patienten und 13 Mitarbeiter
im Franziskus mit Covid-19 infiziert
Das Franziskus-Krankenhaus am Morillenhang dürfte derzeit als lokaler Hotspot für das Coronavirus gelten: 16 Patientinnen und Patienten und 13 Angehörige des Pflegepersonals sind bei einem Massentest in dieser Woche positiv auf das neue Corona-Virus getestet worden. Dies teilte das Franziskus, das seit 1. Januar eine Abteilung der Uniklinik ist, am Donnerstag mit.
Bei einem Patienten der Klinik für Altersmedizin (Medizinische Klinik VI) am Franziskus, der nach seiner Einlieferung routinemäßig auf das Coronavirus Sars-Cov-2 getestet worden war, war das Testergebnis positiv ausgefallen. Der Patient hatte keine Symptome.
Daraufhin waren alle Patientinnen und Patienten am Franziskus am Mittwoch vorsorglich auf eine mögliche Infektion mit SARS-CoV-2 untersucht worden. In diesem Rahmen konnte bei 12 der insgesamt 40 geriatrischen Patientinnen und Patienten das Coronavirus Sars-CoV-2 nachgewiesen werden sowie bei vier von insgesamt 20 Patientinnen und Patienten auf der dermatologischen und der unfallchirurgischen Station.
In klinisch stabiler Verfassung
Alle positiv getesteten Patientinnen und Patienten zeigen nach Angaben der Uniklinik bislang keine spezifischen Symptome und befinden sich in einer klinisch stabilen Verfassung. Ein Teil von ihnen wurde erst kürzlich und innerhalb der 14-tägigen Inkubationszeit aus anderen Krankenhäusern der Stadt Aachen und der Städteregion ins Franziskus verlegt.
Das Gesundheitsamt wurde zeitnah informiert, um die möglichen Kontaktwege in den zuweisenden Krankenhäusern umfassend prüfen zu können. Die 16 positiv getesteten Patientinnen und Patienten am Franziskus wurden umgehend entsprechend der RKI-Vorgaben auf einer eigenen Station isoliert.
Um ein umfassendes Bild der Sachlage zu bekommen, wurden am Donnerstag zusätzlich rund 180 symptomfreie Mitarbeitende getestet, vorwiegend aus dem patientennahen Dienst. Hier waren 13 Testergebnisse positiv. Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen wurden bereits informiert und befinden sich jetzt in Quarantäne.
Bleibt die Frage, wie die Geschichte ausgegangen wäre, wenn der Patient unauffällig geblieben wäre. Hätte sich dann die Infektion der 15 übrigen Patienten und der der 13 Krankenhaus-Mitarbeiterinnen ungestört weiterentwickeln können?
Tests nur bei konkretem Verdacht
Uniklinik-Sprecher Dr. Mathias Brandstädter teilte hierzu auf Anfrage mit:
"Wie alle Krankenhäuser und entsprechend den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes (RKI) wird in der Regel nur bei konkretem Verdacht (also Vorliegen einer spezifischen Symptomatik oder Kontakt zu nachweislich infizierten Personen) getestet. Alles andere wäre praktisch aufgrund hoher Fallzahlen nur schwer umsetzbar.
Da wir hier aber einen Erkrankten in einer geriatrischen Klinik hatten (also eine besonders vulnerable Patientengruppe) und die Infektionswege noch nicht genau kennen (von extern durch Zuweisungen eingetragen vs. interne Übertragung), haben wir aus Vorsicht lieber alle Patienten und 180 Mitarbeiter untersucht, um ein vollständiges Bild zu haben.
Alle Mitarbeiter mit Patientenkontakt tragen übrigens stets einen Mundschutz sowie Schutzkleidung und sind an strenge Hygienevorgaben gebunden, um sich und andere vor Infektionen zu schützen. Infektionen innerhalb des Hauses lassen sich in der Regel so gut verhindern."
Immer noch nicht geklärt ist damit, auf welchem Wege das Virus ins "Franziskus" gelangte, und wie es sich dort offensichtlich tagelang ungehindert unter Pflegepersonal und Patienten ausbreiten konnte.
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