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Ein starkes Stück Natur: Das Steinley-Venn bei Imgenbroich. (GPS-Koordinaten für die Aufnahme: 50.36927 - 6.135371, Aufnahmedatum 06. August 2018) // Foto: Archiv Ulrich Simons |
13. Juni 2020
Vorsichtshalber Maske mitnehmen:
Das Venn macht wieder auf
Darauf haben viele Wanderer gewartet: Ab Montag ist das Hohe Venn wieder für Besucher zugänglich. Nach fast drei Monaten öffnen unsere belgischen Nachbarn ihre Corona-bedingt seit 20. März geschlossenen Grenzen wieder.
Auch für Radfahrer, Skateboarder und Rollschuhläufer hat das Warten ein Ende: Die Vennbahn-Trasse ist wieder in vollem Umfang für Freizeitaktivitäten nutzbar. Da die ehemalige Bahnlinie auf deutscher Seite südlich von Roetgen belgisches Hoheitsgebiet ist, war auch sie von den Sperrungen betroffen.
Auf Wikipedia heißt es zu den geschichtlichen Hintergünden der Bahnlinie unter anderem:
"Aufgrund des Versailler Vertrags musste das Deutsche Reich die seit 1815 preußischen Kreise Eupen und Malmedy am 10. Januar 1920 an Belgien abtreten. Die Strecke wechselte durch die neue Grenzziehung in ihrem Verlauf nun mehrfach zwischen dem deutschen Reichsgebiet und Belgien.
Belgien forderte, die Vennbahn unter belgische Verwaltung zu stellen, da diese für die Städte Malmedy und Eupen von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung sei, und konnte sich durchsetzen.
Am 27. März 1920 wurde von einer Grenzfeststellungskommission, der Vertreter Frankreichs, Englands, Italiens und Japans angehörten, festgelegt, dass der belgische Staat Eigentümer der Eisenbahnstrecke mitsamt ihren Bahnhöfen zwischen Raeren und Kalterherberg (dessen Bahnhof heute im belgischen Ort Leykaul liegt) sein sollte. Ab Raeren wurde die Bahnstrecke belgisches Hoheitsgebiet."
Sperrungen in Frühjahr und Sommer sind nicht selten
Dass Stege und Pfade in Teilen des Hohen Venns von Mitte März bis Mitte Juni gesperrt sind, hat einen guten Grund und eine gewisse Tradition: Vor allem das Birkhuhn im Steinley-Venn bei Imgenbroich braucht während der Balzzeit und der Brut ein Maximum an Ruhe und soll nicht ständig durch Spaziergänger aufgescheucht werden.
Auch zum Schutz vor Waldbränden wird das Venn im Frühling und im Sommer immer wieder vorübergehend gesperrt.
Eine derart umfangreiche Zutrittsbeschränkung wie in den vergangenen Wochen dürfte es allerdings in der Geschichte des malerischen Hochmoores noch nicht gegeben haben.
Während die Tiere sich vermutlich über die unerwartete Ruhe freuten, hat die Sperrung insbesondere die Menschen getroffen, die professionelle Wanderungen durch das Venn anbieten und damit Geld verdienen. Auch die Aachener Diplom-Naturführerin Irene Hermann war im zurückliegenden Vierteljahr zur Untätigkeit verdonnert.
Normalerweise bietet die Expertin für fleischfressende Pflanzen, schwankende Böden, schiefe Täler und schaurig-schöne Geschichten geführte Exkursionen unterschiedlicher Längen und auch Vogelexkursionen durch das Hohe Venn an.
"In den letzten Wochen musste ich leider alle bereits gebuchte Touren absagen, das war sehr, sehr schade und tat auch finanziell weh", blickt sie zurück und hofft nun, dass ab Montag der Spuk vorbei ist. |
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Freut sich, dass es wieder losgeht: Naturführerin Irene Hermann. // Foto: privat |
Empfehlung: Maske mitnehmen!
Umso mehr interessiert natürlich auch sie die Frage, wie man in Zeiten von Corona im Begegnungsverkehr auf den schmalen Stegen die weiterhin gültigen Regeln zum Mindestabstand einhalten soll.
Empfehlung von Christine Kirschfink vom Naturzentrum Haus Ternell: "Für die Einhaltung der Abstandsregeln im Hohen Venn gibt es keine Regelungen. Dort wird, wie auf anderen Wanderwegen auch, auf den gesunden Menschenverstand der Wanderer gesetzt. An der frischen Luft ist die Ansteckungsgefahr ja eh geringer. Vielleicht ist es empfehlenswert, eine Maske zumindest griffbereit zu haben, so dass man bei Gegenverkehr schnell darauf zurückgreifen kann."
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