Niedliche Wägelchen. Könnte es sein, dass die Charme-Offensive der Aachener Polizei bisweilen nach hinten losgeht und die Insassen als Autoritäten nicht mehr ganz so ernst genommen werden? // Symbolfoto: Polizei Aachen |
24. Juli 2020
Statt Knöllchen: Polizei malt
neuen Radweg für Zweirad-Rüpel
Über zunehmende Respektlosigkeit klagen Polizei und Rettungsdienste nicht erst seit gestern. Vielleicht sind sie selber aber auch nicht ganz schuldlos daran. Die Idee kam mir diese Woche beim Blick in den Polizeibericht.
Am frühen Mittwochmorgen war es an der Einmündung Bleiberger- / Vaalser Straße zu einem Unfall zwischen einem Radfahrer und einem Pkw gekommen. Der 19-jährige Autofahrer hatte beim verbotswidrigen Abbiegen in die Bleiberger Straße den 59-jährigen, stadtauswärts fahrenden Pedelec-Fahrer auf dem Radweg übersehen.
Bei dem Zusammenstoß mit dem Auto stürzte der Fahrradfahrer und wurde so schwer verletzt, dass er mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Viel Blaulicht und Tatütata rückte an, und wie bei solchen Anlässen üblich, sperrte die Polizei die Unfallstelle für die Erste-Hilfe-Maßnahmen der Rettungskräfte und für die polizeiliche Unfallaufnahme. Das hinderte allerdings laut Polizeibereicht "etliche Radfahrer" nicht daran, die eindeutig zu erkennenden Sperrungen zu missachten.
Sie betraten verbotswidrig den mit Flatterband abgesperrten Bereich oder durchfuhren ihn sogar unmittelbar an den behandelnden Sanitätern und dem Verletzten vorbei. Auch die Polizisten wurden immer wieder in ihrer Arbeit gestört und behindert, weil man offensichtlich den von den Beamten ausgewiesenen Umweg über eine Ampelanlage nicht in Kauf nehmen wollte.
Den Polizisten platzte schließlich der Kragen und sie ... nein, falsch gedacht: Sie zückten nicht etwa den Verwarnungsgeldblock und stellten den Zweirad-Flegeln die in der StVO vorgesehenen 20 Euro für das "Nichtbeachten verkehrsregelnder Weisungen durch Polizeibeamte" in Rechnung, sondern malten nach eigenen Angabe den Chaoten einen neuen Radweg samt Markierung auf die Straße.
Den bei dieser Gelegenheit oft vorgebrachten Hinweis, man habe für das Aussprechen von Verwarnungen keine Zeit gehabt, führt die Polizei mit ihrer Aktion selber ad absurdum, denn Zeit für die Straßenmalereien gab es ja offenbar zur Genüge.
Und im Hambacher Forst turnen sie weiter durch die Bäume und lachen sich kaputt.
Aber solange Aachens Polizeipräsident seine Beamtinnen und Beamten weiterhin in Spielzeugautos auf die Straße schickt, damit sie sympathisch rüberkommen und wir alle sie lieb haben, wird der Autoritätsverlust weiter voranschreiten.
Es liegt nun mal in der Natur des Polizeiberufes, sich bei denjenigen, die sich nicht an die Spielregeln halten, unbeliebt zu machen. Wenn sich Polizisten, statt Ordnungswidrigkeiten zu ahnden, lieber als Straßenmaler betätigen, darf man sich über nachlassenden Respekt anschließend nicht wundern.
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