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Mein Beitrag zum Weltspartag: Sechseinhalb Liter Öl hätten im Rahmen der Inspektion bei Mercedes in Aachen 252,56 Euro gekostet. Im Internet bekommt man sie für 60,39 Euro. In der Werkstatt werden dann neben dem Arbeitslohn nur noch 25 Euro für die Altöl-Entsorgung fällig. Solche "Wertsteigerungen" findet man noch nicht einmal bei Spitzenweinen in der Gastronomie. // Montage: Ulrich Simons |
30. Oktober 2020
Weltspartag im Autohaus:
Da macht's noch richtig Freude
Heute ist mal wieder Weltspartag. Ein fast 100 Jahre alter Gedenktag, an dessen ursprüngliche Bedeutung sich in Zeiten von Null-, Minus oder Strafzinsen bei Banken und Sparkassen kaum noch ein Mensch erinnert, und wenn, dann mit Tränen in den Augen.
Denn mit ihren mageren Angeboten locken die klassischen Kreditinstitute schon seit Jahren keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Und dabei sind sie nicht mal schuld an der Zins-Misere, die ihnen die Europäische Zentralbank (EZB) eingebrockt hat.
Dabei gibt es auch heute noch durchaus Gelegenheiten, bei denen sich das Sparen lohnt und richtig Spaß macht ...
Jahrzehntelang im gleichen Trott: Das wird teuer
Es gibt Dinge, die macht man jahre- und jahrzehntelang, ohne groß darüber nachzudenken. Und wenn man dann eines Tages endlich aus seinem Trott aufwacht, ärgert man sich ein Loch in den Bauch, wieviel Geld man all die Jahre zum Fenster rausgeschmissen hat.
Nur ein Beispiel: Wahrscheinlich fahren Sie schon länger Auto, halten treu und brav die Service-Intervalle ein, die der Hersteller Ihnen vorgibt, und fahren auch immer brav zur Inspektion in die Vertragswerkstatt. Zuerst wegen der Garantie, später, weil man ihnen erzählt hat, dass sich das beim Wiederverkauf auszahle. Und öfter als es Ihrer Gesundheit gut tut, haben Sie sich über seltsame Positionen auf der einen oder anderen Inspektionsrechnung geärgert.
Demnächst steht bei meinem Kfz wieder eine Inspektion an, und nach einigen unschönen Überraschungen auf der Rechnung, die beim letzten Mal zu einer zeitraubenden, letztendlich dann aber doch für mich erfolgreichen Diskussion mit meinem freundlichen Händler führten, will ich mir derartigen Ärger diesmal ersparen.
Also habe ich die alten Rechnungen hervorgekramt und nochmal genauer hingeschaut.
Ölwechsel: Undurchschaubar, aber für den Händler lukrativ
Was schnell klar wird: Größter Kostentreiber bei so einer Inspektion ist der Ölwechsel (wenn nicht je nach Laufleistung oder Verschleiß noch irgendwelche Zusatzarbeiten anfallen).
Was daran so teuer ist, sehen Sie allerdings nicht auf den ersten Blick und auch nicht auf den zweiten, weil viele Werkstätten mittlerweile auf so genannte "Verbundpreise" umgestellt haben. Arbeitslohn und Materialkosten werden nicht mehr getrennt aufgeführt.
Seltsam auch: Der gleiche Ölwechsel kostete mich inklusive der üblichen Kleinteile (Dichtung, Ölfilter etc.) im Rahmen einer "großen" Inspektion im Oktober 2018 stramme 459,90 Euro, ein Jahr später bei der "kleinen" nur noch 322,08 Euro. Den Grund konnte mir trotz Nachfrage niemand erklären.
Zudem ist es offenbar völlig normal, dass die Werkstatt mir bei jeder Inspektion noch durchaus brauchbares Öl ablässt und neues einfüllt. "Ein Jahr oder 25.000 Kilometer, je nachdem was zuerst eintritt" lautet die Regel für den Ölwechsel.
Das heißt: Wenn ich in einem Jahr 25.000 Kilometer fahre, ist das in Ordnung. Wenn ich, wie in diesem Jahr, infolge diverser entfallener Reisen durch Corona nur auf 10.000 Kilometer komme, muss das Öl trotzdem raus, denn das Jahr ist um.
Das sei die "Herstellervorgabe" erkärte man mir, obwohl seit Jahren Longlife-Öl auf der Rechnung steht, das die Wechselintervalle angeblich verlängert. Wer sich nicht daran halte, verliere unter anderem die 30-Jahres-Garantie gegen Durchrostung, wobei mir nicht so ganz klar ist, was das eine mit dem anderen zu tun hat. |
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Ölpreis-Schock auf der Inspektionsrechnung: Der Liter Original Mercedes-Benz-Öl kostet im Internet 7,78 Euro (Bild). Beim Ölwechsel in der Werkstatt zahlt man dafür 36,08 Euro. // Screenshot: Ulrich Simons |
(Die Sache mit der 30-jährigen Garantie ist ein anderes Kapitel aus der Abteilung "Verarsche", denn sie gilt nur, wenn sich der Rost von innen nach außen durchs Blech frisst. In Wahrheit ist es in Trick, den Kunden langfristig an die Markenwerkstatt zu binden. So hat der Bundesgerichtshof schon 2007 entschieden, dass ein Autohersteller die Garantie von regelmäßigen Wartungen in einer seiner Vertragswerkstätten abhängig machen kann. Eine unangemessene Benachteiligung des Kunden sah das Gericht nicht.)
In der Vertragswerkstatt fast fünfmal teurer als im Internet
Ich bat um genaue Auskunft, mit welchem Betrag das Öl in die Inspektionsrechnung eingeht und erfuhr nach einigem Bohren und Nachfassen: "Der Liter Öl kostet 36,08 Euro inkl. Mehrwertsteuer." Holla! Das macht bei 6,5 Litern stolze 234,52 Euro. Das wären in Altwährung fast 500 D-Mark gewesen!
Bestätigt wurde mir allerdings auf Nachfrage, dass ich das Öl selber zum Inspektionstermin mitbringen könne. Dann seien neben dem Arbeitslohn lediglich 25 Euro für die Altöl-Entsorgung fällig.
Mit den Spezifikationen für mein Motoröl machte ich mich im Internet auf die Suche, wurde schnell fündig und entschied mich schließlich für motoröldirekt.com.
Drei Tage nach der Bestellung stellte mir der freundliche Herr Krumm von der Post einen großen Karton mit sieben Litern Original-Mercedes-Motoröl zum Literpreis von 7,78 Euro vor die Haustür, inklusive Verpackung und Versand für 60,39 Euro - statt 234,52.
Das Internet-Öl nehme ich in der nächsten Woche mit zur Inspektion, zahle noch 25 Euro für die Altöl-Entsorgung, habe unterm Strich knapp 150 Euro gespart und sogar noch einen halben Liter zum Nachfüllen bei eventuellem Ölverlust übrig.
Soweit mein heutiger Beitrag zum Weltspartag. Ich darf nicht drüber nachdenken, wie das Ergebnis der Rechnung aussähe, wenn ich das von Anfang an gemacht hätte. Das Auto ist acht Jahre alt ...
"Lasst Euch nicht verarschen, vor allem nicht beim Preis!" - Das war vor vielen Jahren (2005) mal ein öft gehörter Werbeslogan.
Wissen Sie noch, von wem der war? Kleiner Tipp: Mercedes Benz war es nicht.
In manchen Wintern, die damals noch ihren Namen verdienten (das Bild ist vom Januar 2013), hatte ich den Eindruck, dass mein Auto mich auslacht. Heute weiß ich auch, warum. // Foto: Archiv Ulrich Simons |
Lesen Sie hierzu auch: Der große ADAC-Ratgeber zum Thema Motoröl
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