Einsatz im Franziskusweg - und das Ehepaar Simons macht große Augen. // Symbolfoto: Polizei |
15. November 2020
Aufmerksame Nachbarn:
Wenn um 23 Uhr die Polizei klingelt
Erst ist da diese Stimme.
Minuten später sind wir hellwach ...
Samstag abend, kurz vor 23 Uhr.
Schlafenszeit.
Die Außentemperaturen sind noch erträglich, also Fenster in der ersten Etage auf Kipp.
Wir sind gerade fröhlich beim Einduseln, da redet draußen auf der Straße einer.
Ich glaube, die Stimme eines Nachbarn zu erkennen.
Hat der sie noch alle?
Der weckt doch die ganze Straße auf.
Dann ist es wieder ruhig.
Irgendwo in der Ferne ein Martinshorn.
Plötzlich wird es hell.
Von unten zielt ein Lichtkegel durch unser Schlafzimmerfenster und landet an der Decke.
Was soll das denn jetzt?
Raus aus dem Bett und ans Fenster.
Unten im Nachbarsgarten strahlt irgendwas dermaßen hell in unsere Richtung, dass es keine Taschenlampe sein kann.
Das ist ein Handscheinwerfer.
Mindestens.
Vermutlich aus dem Räumungsverkauf der NASA.
Mit sowas haben die Amis früher vor dem Start ihre Spaceshuttles angestrahlt.
"Können wir Ihnen helfen?", fragt Marlies durchs mittlerweile geöffnete Fenster.
"Haben Sie eine Taschenlampe?" kommt es von hinter der Flak-Beleuchtung zurück.
"Was will er denn damit, er hat doch eine?" denke ich noch, als Marlies neben mir spontan verneint.
Wir hatten das nicht abgesprochen, weshalb ich die Frage aus dem zweiten Schlafzimmerfenster im gleichen Augenblick bejahe, was unten im dunklen Garten als widersprüchliche Aussage verbucht wird und offenbar einige Irritationen auslöst.
"Machen Sie mal auf, wir kommen nach vorne", sagt die Stimme hinter der Flutlicht-Lampe.
Ich bin noch nicht ganz die Treppe runter, da klingelt es bereits.
Als ich die Tür öffne, blicke ich in acht Polizistenaugen.
Welten prallen aufeinander:
Drei Herren und eine Dame, alle tipptopp und vorschriftsmäßig gekleidet, die den Herrn Simons im Schlafanzug erwartungsfroh anschauen.
"Ich kann's Ihnen erklären", hebe ich an.
"Da sind wir aber gespannt", sagt der Erste in der Reihe.
Und dann präsentiere ich stolz meinen 80-Lux-Fahrradscheinwerfer*, Reichweite 90 Meter, den ich zum Aufladen abmontiert und mit ins Haus genommen hatte. |
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Foto: Sigmasport
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Weil Frau Simons vor mir schlafen gegangen war, hatte ich beim Zubettgehen nicht mehr das große Licht im Schlafzimmer angemacht, sondern mir meinen Weg durch die Dunkelheit mithilfe der Fahrradlampe gesucht, die in punkto Helligkeit nicht von schlechten Eltern ist.
Den zuckenden Lichtkegel an Wand und Decke muss irgendeiner unserer Nachbarn mitbekommen und einen Einbrecher bei der Arbeit vermutet haben.
Die Lage entspannt sich.
"Im Grunde können Sie froh sein, dass Sie so aufmerksame Nachbarn haben", sagt ein zweiter Beamter.
Die Kollegen drei und vier nicken.
Bin ich auch.
Ganz ehrlich.
Und weil die Polizisten den Namen des Anrufers nicht rausrücken durften, auf diesem Wege ein herzliches Dankeschön an unseren aufmerksamen Nachbarn.
Und auch an die Polizei, die so schnell und geräuschlos am vermeintlichen Tatort war.
Nur die Sache mit der Fahrradlampe hat meine Frau mir mit sofortiger Wirkung verboten.
"Irgendwann sind hier mal wirklich Einbrecher, und dann sagen die Nachbarn: Ist alles gut. Das ist nur der Herr Simons, der geht gerade wieder schlafen."
* Wenn Sie auch mal nachts die Polizei begrüßen wollen: Den Fahrradscheinwerfer gibt es u.a. im Fachgeschäft "Bicycle" von Guido Mehlkopf in der Mauerstraße (an der Schanz).
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