Aktualisierung 18. November 2020
Mit 77 km/h auf der Gegenfahrbahn - trotzdem geblitzt
Die neue Anlage war noch keine 24 Stunden in Betrieb, da hatte der erste Verkehrsrüpel schon etwas zu erzählen. Vermutlich in dem Glauben, "das Ding" sei immer noch außer Betrieb, bretterte er am frühen Dienstagmorgen gegen 5 Uhr die Hohenstaufenalle herunter.
Hätte er meinen Beitrag vom Montag gelesen (s.u.), hätte er gewusst, dass die Schleifen in der Fahrbahn keine Rolle mehr spielen, sondern durch eine leistungsfähige Laseranlage in der Säule selber ersetzt wurden, die zwar nur in einer Fahrtrichtung abstrahlt, dafür neuerdings aber über beide Fahrbahnen.
Der Versuch, links an der vermeintlichen Falle in der Fahrbahn vorbeizudüsen und die Messtechnik auszutricksen, endete mit einem der ersten "ganz wunderbaren Bilder" und einer gemessenen Geschwindigkeit von 77 km/h. Erlaubt sind dort 50.
Am 22. Dezember 2018 waren durch ein ähnliches Fahrmanöver auf der Würselener Straße zwischen Stolberg und Verlautenheide fünf Menschen ums Leben gekommen.
Letzte Handgriffe: Seit Montagmittag ist die neue Radarfalle an der Hohenstaufenallee scharf. // Foto: Ulrich Simons |
16. November 2020
Hohenstaufenallee: Seit Montag
gibt es wieder "ganz wunderbare Bilder"
Als vor wenigen Tagen ein Bautrupp an der Hohenstaufenallee anrückte, um die alte Geschwindigkeitsüberwachungsanlage, umgangssprachlich: "Blitze", an der Kreuzung Klemensstraße zu demontieren, dürfte sich bei vielen Autofahrern eine gewisse Erleichterung breitgemacht haben.
Doch die notorischen Draufgänger, Poser und Raser haben sich zu früh gefreut: Seit Montagmittag wird wieder geblitzt. Schöner, schärfer, zuverlässiger und moderner als je zuvor.
Seit Mai 1995 in Betrieb
Seit 25 Jahren macht die Stadt an der Hohenstaufenallee Fotos von Leuten, die es eilig haben und es dabei mit den vorgeschriebenen 50 km/h nicht so genau nehmen. Die "Eingangsuntersuchung" der Anlage und der erste Eichtest fand im im Mai 1995 statt.
Irgendwann Anfang dieses Jahres machte die Technik schlapp: Die Messschleifen in der Fahrbahn gaben den Geist auf, woraufhin die Anlage abgeschaltet wurde. Schnell sprach sich herum, dass von der Apparatur in der Nähe des Hangeweihers keine Gefahr mehr ausging.
Am Montag begann nun die neue Zeitrechnung der Geschwindigkeitsüberwachung auf der Hohenstaufenallee.
Schleifen unter der Fahrbahn braucht künftig keiner mehr, denn die neue Anlage arbeitet mit einem unsichtbaren Laserfeld aus einer Folge von Impulsen, die auf die Fahrbahn projiziert werden. Jedes Fahrzeug, das die schwarze Säule passiert, stört dieses Messfeld. Ist das Fahrzeug zu schnell, löst die "Blitze" aus.
Die Anlage berechnet aber nicht nur in Sekundenbruchteilen die Geschwindigkeit des passierenden Fahrzeuges, sie kann auch unterscheiden, ob gerade ein Motorrad, ein Pkw oder ein Bus die Hohenstaufenallee herunterkommt.
800 Verkehrssünder auf einem USB-Stick
Wurden bisher die Verkehrssünder auf Film gebannt, der je nach Standort der Anlage mehrmals in der Woche gewechselt werden musste, so hat die Digitaltechnik längst auch in den Verkehrsüberwachungsanlagen Einzug gehalten.
Im internen Speicher der rund 30.000 Euro teuren Säule (ohne Kamera) können mehr als 800 Tempoverstöße festgehalten werden. Die Fotos werden bei der wöchentlichen Kontrolle durch städtische Mitarbeiter auf einen USB-Stick überspielt und später in der Bußgeldstelle des Ordnungsamtes ausgewertet.
Wie schon bei den alten Systemen "rotieren" die Kameras. Die Stadt verfügt über sechs Kamerasysteme, die im Wechsel an den gut 12 verschiedenen Standorten der Messanlagen eingesetzt werden. Die Chance, an einer "scharfen" Blitze vorbeizukommen, liegt also bei 50:50.
Sämtliche Säulen mit Kameras zu bestücken, verbietet sich für die Stadt aus Kostengründen. Zudem gibt es richtig lukrative Standorte und andere, an denen kaum ein Mensch in die Falle geht, was dann natürlich weniger Geld bringt.
Messung erfolgt über beide Fahrbahnen
Der schnöde Mammon stehe ohnehin nicht an erster Stelle bei der Geschwindigkeitsüberwachung, sondern der erzieherische Aspekt und vor allem die Verkehrssicherheit, sagt die Stadt. Weshalb auch kein Mensch die Frage beantworten konnte, wieviel D-Mark und Euro die Anlage an der Hohenstaufenalle bis zur ihrem stillen Abschied Anfang des Jahres "eingespielt" hat.
Und noch ein letzter Hinweis für die "Schlauberger", die bisher meinten, die Anlage austricksen zu können, indem sie auf die Fahrspur des Gegenverkehrs wechselten: Während die alten Messschleifen im Boden tatsächlich nur eine Fahrbahnseite erfassten, erstreckt sich das Laser-Messfeld der neuen Geschwindgkeitüberwachung über beide Fahrbahnen. Das Ergebnis, so ein Mitarbeiter der Stadt: "Ganz wunderbare Bilder."
Die Schwarzweiß-Kamera aus dem Hause Jenoptik liefere so gestochen scharfe Sechs-Megapixel-Fotos, dass man mühelos erkennen könne, ob der Ertappte vielleicht auch noch ein Handy am Ohr hatte. "Wenn meine Kollegin mit den Bildern fertig ist, sehen Sie sogar, ob der Mann oder die Frau am Steuer einen Pickel auf der Nase hatte."
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