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Ulrich Simons

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Hohenstaufenallee -Planung Barbarossaplatz

Verrückte Welt: Weil ansonsten Fördermittel zu verfallen drohen, ist an der Hohenstaufenallee möglich, was an der Lütticher Straße angeblich mit dem Radentscheid unvereinbar ist: Der Radweg soll künftig als Schutzstreifen auf der Fahrbahn geführt, aber nicht baulich von dieser getrennt werden. Das Ergebnis ist auch in diesem Fall laut Aussage der Stadt "eine komfortable und sichere Radverkehrsinfrastruktur". Bäume und die Parkplätze der Anwohner können erhalten bleiben. Der Planausschnitt zeigt den Bereich am Barbarossaplatz (oben links)// Planung: Stadt Aachen

 

aktualisiert 24. Januar 2021
23. Januar 2021

Hohenstaufenallee: Stadt nennt Schutzstreifen "komfortabel und sicher"

Von THOMAS BÜRGERHAUSEN

Wie ein Blick in den Sitzungsplan des Ratsinformationssystems verrät, geht auch in der Hohenstaufenallee planungstechnisch richtig die Post ab. Schon am 3. Februar tagt die Bezirksvertretung Aachen-Mitte mit dem Ziel, 14 Tage später dem Mobilitätsausschuss die ganz baldige und schnelle Umgestaltung der Allee zu empfehlen. 

Es geht dabei um den Abschnitt von der Limburger Straße bis zur Habsburgerallee, denn dort ist wohl Eile geboten hinsichtlich einer Erneuerung der Versorgungsleitungen. Generell sieht man den oberen Teil der Hohenstaufenallee bis zur Lütticher Straße auch als sanierungsbedürftig an, er ist aber erst einmal nicht auf der Tagesordnung. 

 

Hier ist ein Schutzstreifen plötzlich kein Problem

Allerdings denkt die Stadt offenbar nicht daran, die Hohenstaufenallee mit geschützten, baulich getrennten Radstreifen (Protected Bike Lanes PBL) gemäß Radentscheid auszurüsten. Dieser Vorschlag kam aus dem Kreis der Anwohner der mittleren Lütticher Straße, denn damit hätte es eine gute Radverbindung von den Ringen runter in die Stadt, zum Hauptbahnhof und über die Franzstraße, Kapuzinergraben, Elisenbrunnen zum Bushof geben können. Davon wollte die Verwaltung nichts wissen. 

Wenn man jetzt die Varianten und die zeitlichen wie finanziellen Rahmenbedingungen zur Hohenstaufenallee sieht, weiß man, warum. 

Favorisiert wird in der Variante 1 im unteren Bereich der Hohenstaufenallee nämlich, was beim Umbau der mittleren Lütticher Straße schon fast kategorisch abgelehnt wird: Fahrradschutzstreifen auf den Fahrbahnen, die sogar wegen Platzmangels bis auf 1,5 Meter schrumpfen dürfen.

Hier gäbe es geringe Baulasten und Kosten, die zudem in einem schnellen Ausbau zu 80 Prozent aus einem Fördertopf bezuschusst werden, wenn man bis 2022 fertig wird. Die Verwaltung nennt diese Lösung in ihrer Ausschussvorlage "eine komfortable und sichere Radverkehrsinfrastruktur".

Variante 2 mit PBLs wäre ein großer Eingriff in die Struktur, mit sage und schreibe um die 40 zu fällende und dann zu ersetztende Bäume, die wohl im Gegensatz zu denen an der Lütticher Straße schützenswert sind. Die Parkplätze zwischen Barbarossaplatz und Limburger Straße wären dann auch Geschichte. 

 

Bäume werden totgeredet, Parkplätze verteufelt 

Es geht also scheinbar doch mit Radfahrstreifen, und sogar mit schmaleren als 2,3 Metern, wenn der Platz fehlt. Haben die Anwohner der Lütticher Straße da etwas falsch verstanden? 

Dort werden Bäume totgeredet, Parkplätze als Relikte des Mittelalters verteufelt, Autos zu Waffen gegen Bäume umdefiniert und als unumstößliche Begründung des ganzen wird der von der Aachener Bevölkerung selbst herbeigeführte Radentscheid bemüht.

In der Hohenstaufenallee hält die Verwaltung eine Verbesserung des Rad- und Fußwegnetzes für möglich, mit geringem Eingriff in die Struktur, mit schneller baulicher Umsetzung, mit 80%igem Zuschuss an Fördermitteln, mit Radfahrstreifen wie im Bauabschnitt 1 der Lütticher Straße zwischen Schanz und Körnerstraße (nur eben breiter). 

Auf der Lütticher Straße soll massiv für einen langen Zeitraum in die Struktur eingegriffen werden, es werden noch vitale Bäume als zu teuer gerechnet und damit an die Säge geliefert (was für ein Hohn für den Umweltschutz), ein bestehender Radweg wird beerdigt, Unfallschwerpunkte durch PBLs kreuzende Einfahrten werden akzeptiert.

Anwohnern werden Parkmöglichkeiten entzogen. Müllabfuhr, Lieferanten, Handwerkern wie Pflegediensten wird es fast unmöglich gemacht, ihre Aufgaben in der Straße zu erledigen. Und für all diese Fehlentscheidungen werden die Eigentümer und damit auch die Mieter zur Kasse gebeten, wenn die Stadt sich nicht doch noch auf einen Kompromiss mit den betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner einlässt.

 

Stadt Aachen - Plamnung hohenstaufenallee

Die Hohenstaufenallee in ihrem weiteren Verlauf Richtung Stadt im Bereich Goethestraße/Habsburgerallee. Der Fahrradweg wird an den Fahrbahnrand verlegt, der Bürgersteig wird zwangsläufig breiter, und mit wenig Aufwand hat man eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung erzielt. Nur an der Lütticher Straße schafft die Verwaltung das offenbar nicht. // Planung: Stadt Aachen

 

Leserkommentar

Eberhard Burlet schreibt: "So macht es die Verwaltung wieder und wieder. Man lässt die Zeit verstreichen und setzt dann die Politik mit rascher Annahme des Verwaltungsvorschlages unter Druck, weil sonst die Fördermittel wegfallen.
Beispiel: Die Planung für den Umbau Grüner Weg wurde bis kurz vor Ablauf der Einreichungsfrist - sagen wir mal über zehn bis zwölf Jahre - verzögert. Als dann kaum noch Zeit für politischen Einfluss war, wurde der Plan ohne Wahlmöglichkeit durch die politischen Gremien gepeitscht.
Das Ergebnis ist mit dem Radentscheid nicht in Einklang zu bringen. Außerdem mündet der Premiumradweg von Würselen in einen Radfahrschutzstreifen(!). Die Chance, von Würselen über Gasballons - AC-Nord - Schirmfarbik - Stadtgarten - Mariahilfstr - Peterskirchof bis zum Bushof zu radeln, wurde vertan. Es wurde nicht geschafft, den Bahndamm bis Aachen-Nord für Fahrräder zu ertüchtigen und einen geschwindigkeitsbremsenden Kreisverkehr (Am Gut Wolf) zu etablieren."

 

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© Ulrich Simons
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