Dauerbrenner Lütticher Straße: Irgendwo zwischen diesen beiden Varianten dürfte am Ende die Entscheidung fallen. // Planung: Stadt Aachen |
15. April 2021
Lütticher Straße: Bezirksvertretung
hat noch Klärungsbedarf
Das hatten sich der fleißige Verkehrsplaner Dr. Armin Langweg und die anwesenden Vertreter der Bürgerinitiative Lütticher Straße vermutlich etwas anders vorgestellt: Nach wochenlangem Ringen um eine vernünftige Lösung für den geplanten Umbau der mittleren Lütticher Straße wäre am Mittwoch in der Bezirksvertretung Aachen-Mitte die Gelegenheit gewesen, den Sack zumindest ein Stückweit zuzumachen.
Doch die Politiker aller Fraktionen waren auch mit der vorgelegten fünften Variante der neuen Straßenaufteilung nicht zufrieden, sondern verwiesen das Paket zur Nachbesserung an die Verkehrsplaner zurück.
Und nicht nur das: Plötzlich ist auch wieder Variante 2 (siehe oben) im Gespräch, allerdings ohne die umstrittene Protected Bike Line mit Betonklötzchen-Schutzwall gegen die Autofahrer. Die ist definitiv vom Tisch.
Dr. Armin Langweg hatte engagiert für die Variante 5 geworben und versicherte, sie bedeute gegenüber der lange favorisierten Variante 2 keine Abstriche an der Sicherheit für die Radfahrer.
Eine Breite von zwei Metern (statt der in Variante 2 geplanten 2,30 Meter) sei für einen Radweg noch ein "Komfortmaß". Auch auf einem solchen Radweg könne man "ohne Angst und mit Freude Rad fahren". (Anm. d. Verf.: Wann hat sich jemals ein Verkehrsplaner darüber Gedanken gemacht, ob ich mit Freude als Kfz-Steuer zahlender Autofahrer in der Stadt unterwegs bin?)
Das Kriterium "baulich getrennt" sei für den Radweg auch bei der Variante 5 erfüllt, bei der jedoch im Gegensatz zu Variante 2 der Straßenrand-Parkstreifen stadtauswärts erhalten bleibe, lediglich unterbrochen durch ein paar dazwischengestreute Bäume.
Nummer 5 ist eine schöne Lösung, die in einigen Jahren die Lütticher Straße wieder zu einer richtigen Allee macht. Allerdings muss dazu wie auch schon in Variante 2 die alte Baumreihe an der Straße gefällt werden. "Die Bäume sind krank", sagt das städtische Umweltamt. "Glauben wir nicht", sagen viele Anwohner und einige Politiker.
Jörg Lindemann (CDU) sah in der neuen Planung eindeutig eine "Verbesserung gegenüber früheren Varianten", hatte aber noch in einigen Punkten Klärungsbedarf. Unter anderem regte er an zu überlegen, ob man nicht in Einzelfällen auf einen Mindestabstand von 1,50 Metern zwsichen Bäumen und befestigten Verkehrsflächen heruntergehen könne.
Dann ergäbe sich neben dem Radstreifen genug Platz für einen Sicherheitsstreifen, so dass zwischen den Bäumen an der Stadteinwärts-Seite ebenfalls Längsparken möglich würde. Zur näheren Beurteilung der Lage würde er gerne vor einer Beschlussfassung einen Bestandsplan der Bäume sehen. Sein Fazit immerhin: "Als Diskussionsgrundlage ist der Entwurf schon ganz gut."
Auch Melanie Penalosa (Grüne) sah in der neuen Variante 5 eine "gute Alternative" zu den bisher vorgestellten Plänen und lobte die "wunderbare Beteiligung der Anwohner". Sie schlug vor, zunächst einmal den tatsächlichen Parkplatzbedarf in diesem Straßenabschnitt zu ermitteln und die geplante Bewohnerparkzone U eventuell vorzuziehen.
Bei der Baumbilanz sah sie noch Luft nach oben, auch möge die Verwaltung prüfen, ob es nicht eine "alternative Radwegsversiegelung" gibt, die mehr Luft und Wasser an die Wurzeln der Bäume lässt.
Möglicherweise schon aufgrund der Besitzverhältnisse düfte ihr Vorschlag nicht ganz einfach zu realisieren sein, die Stadt solle das Gelände der ESSO-Tankstelle erwerben und darauf eine unterirdische Quartiersgarage und oben Sozialwohnungen errichten. Das könnte richtig teuer werden.
Patrick Deloie (SPD) regte "Großbaumpflanzungen" als Ersatz für die gefällten alten und kranken Bäume an, um anschließend das Thema "Parkflächen" noch eionmal neu zu denken.
Jochen Moselage (FDP) wurde grundsätzlich, als er das Verfahren der Stadt zur Bürgerbeteiligung nicht nur beim geplanten Umbau der Lütticher Straße ansprach. Es gehe nicht an, die Bürger nur über einen YouTube-Kanal zu informieren. Ältere Menschen blieben hier zwangsläufig außen vor.
Sobald Corona vorbei sei, müsse die Stadt wieder zu Informationen in Papierform und Bürgerversammlungen zurückkehren. Die Slido-Seite für Bürgereingaben und -anregungen zur Neugestaltung des Theaterplatzes (bis 13. April online) habe sich erst einmal nur auf Englisch geöffnet.
Dr. Ralf Otten (CDU) lobte Verkehrsplaner Dr. Armin Langweg für sein Engagement bei der Suche nach einer Lösung, die möglichst viele Interessen bündelt. Pragmatismus statt Ideologie forderte er ein, als ersagte: "Man muss den Radentscheid nicht an jeder Stelle umsetzen, egal ob es sinnvoll ist oder nicht."
Bei der Analyse der Parksituation müsse man auch den Neubau an der Ecke Hohenstaufenallee im Auge behalten, wo 63 neue Wohnungen entstehen, von denen nur jede zweite über einen Platz in der tiefgarage verfügen wird.
Einstimmig wurden Dr. Armin Langweg und sein Team beauftragt, auf der Grundlage der Varianten 2 und 5 den Stellplatzbedarf zu ermitteln und die noch offenen Fragen zu klären, was Jochen Moselage zu dem Hinweis veranlasste, Variante 2 würde wieder die ungeliebte Protected Bike Lane ins Spiel bringen.
Der Armin Langweg stellte klar: Wenn noch einmal über die Variante 2 gesprochen wird, kommt der Radweg auf Gehweg-Niveau. Eine Protected Bike Lane durch die Hintertür wird es nicht geben.
Am Donnerstag, 22. April, wird sich der Mobilitätsausschuss im Eurogress (Konferenzraum 1) mit dem Thema befassen. Wegen einer vorgeschalteten digitalen Informationsveranstaltung beginnt die Sitzung erst um 20.30 Uhr.
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