Ein Schädel, Knochen und viele Fragen: Das Skelett vom Vorplatz der Jakobskirche. // Foto: Stadt Aachen |
01. Oktober 2021
Gruselfund vor St. Jakob:
In der Baugrube lag ein Skelett
Gruseliger Fund in der Baugrube: Beim Verlegen von Erdkabeln haben Mitarbeiter des Netzbetreibers RegioNetz am vergangenen Donnerstag (22. September) vor dem Kreuzigungsdenkmal in der Gabelung von Jakobstraße und Vaalser Straße die Reste eines Skelettes entdeckt.
Die hinzugerufene Kriminalpolizei schloss aufgrund der offensichtlich jahrhundertealten Knochen ein Gewaltverbrechen aus und informierte den Stadtarchäologen Andreas Schaub.
Der kam nach einer ersten archäologischen Begutachtung zu dem Schluss, dass es sich um ein Individuum in ordentlicher Bestattungslage (Rückenlage) und Teile von insgesamt drei nebeneinanderliegenden Gräbern und einen eisernen Nagel eines nicht mehr erhaltenen hölzernen Sargs handelt.
Nach Abgleich des Fundortes mit dem Lageplan der alten Jakobskirche steht fest, dass die Bestattungen innerhalb der mittelalterlichen Kirche stattgefunden haben müssen, unmittelbar vor dem Chor, am Übergang vom südlichen Seitenschiff zum Mittelschiff.
Gelände wurde mehrfach abgetragen
Der wesentlich kleinere Vorläufer der heutigen Jakobskirche aus dem 12. Jahrhundert stand an der Stelle der heutigen Kreuzigungsgruppe. Dass das Skelett in einer Tiefe von nur einem halben Meter lag, erklärt Andreas Schaub damit, dass beim Abriss der Kirche zu Anfang des 19. Jahhrunderts und später beim Straßenbau das Terrain mehrfach abgetragen wurde.
Die Lage des Grabes innerhalb der alten Kirche, so Andreas Schaub weiter, müsse nicht unbedingt auf "Kirchenpersonal" im weitesten Sinne hindeuten. Es könne sich auch um einen Gönner oder Adeligen handeln.
Historiker Frank Pohle, Leiter der Route Charlemagne, kommt zum gleichen Schluss. Er beruft sich auf den früheren Aachener Bau- und Geschichtsforscher Carl Rhoen, der im 19. Jahrhundert über Bestattungen in St. Jakob, sowohl im Inneren der Kirche als auch auf dem umgebenden Kirchhof berichtete.
Stadtarchäologe Andreas Schaub freut sich über den Fund: „Dem umsichtigen Vorgehen der vor Ort tätigen Baufirma, der RegioNetz sowie der Kriminalpolizei ist es zu verdanken, dass diese historisch bedeutenden Spuren für die Nachwelt gesichert werden konnten.“
Naturwissenschaftliche Datierungsmethoden sollen nun Auskunft darüber geben, aus welcher Zeit die entdeckten Bestattungen stammen. Einfach wird es vermutlich nicht. Grabbeigaben oder andere von Menschen gefertigte Gegenstände, die eine Datierung erleichtert hätten, fanden sich nicht in der Baugrube.
Quelle u.a.: Presseamt Stadt Aachen
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