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Ulrich Simons

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Redakteur (1987 bis 2019)
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Feuerwehr - Brunnenretter

Gut gesichert in die Tiefe: Feuerwehrmann Markus Hirtz wird in den mehr als 40 Meter tiefen, vermutlich mehrere hundert Jahre alten Brunnen auf Gut Muffet abgeseilt. // Foto: Stadt Aachen - Stefan Herrmann

 

02. Dezember 2021

Abgeseilt: Feuerwehr in 42 Meter
tiefem Brunnen auf Schatzsuche

Von STEFAN HERRMANN

„Glück auf!“, rufen die Kolleginnen und Kollegen in ihren roten Einsatzanzügen Markus Hirtz zu. Der blickt ein letztes Mal auf, reckt den Daumen hoch, bevor er gut gesichert mit Helm, Gurten, Karabinern und Seilen sowie ausgestattet mit einem Sauerstoffgerät im tiefen dunklen Loch verschwindet.

Hirtz ist an diesem regnerisch-windigen Morgen der Mann, auf den alle Blicke gerichtet sind. Denn das speziell ausgebildete Mitglied der Spezialrettungsgruppe (SRG) der Feuerwehr Aachen tritt eine ungewöhnliche Mission an. Eine Mission, die ihn 42 Meter tief in die Erde führt. (Zum Vergleich: Der Wasserturm auf dem Lousberg ist "nur" 36 Meter hoch.) Es ist eine Mission, die nicht nur eine besondere Übung für ihn und sein Team darstellt, sondern die auch im Dienst der Wissenschaft steht.

 

Gutshof im Aachener Westen

Denn gleich neben der 15-köpfigen SRG-Truppe, die auch als Höhenretter der Feuerwehr bekannt sind, stehen an diesem 1. Dezember Stadtarchäologe Andreas Schaub und Andreas Priesters von der städtischen Denkmalpflege. Sie waren – gemeinsam mit den Eigentümern Marc und Philipp Eller – Auslöser für die ungewöhnliche Schatzsuche in der denkmalgeschützten Hofanlage „Gut Muffet“ im Aachener Westen. Vor einem guten Jahr war im Rahmen von Sanierungsarbeiten auf dem Grundstück nahe dem Westfriedhof ein historischer Brunnenschacht entdeckt worden.

„Er weist mit 42 Metern eine für unsere Region außergewöhnliche Tiefe auf“, sagt Andreas Priesters und berichtet weiter: „Das Gut Muffet ist ein erstmalig im 16. Jahrhundert erwähnter ehemaliger landwirtschaftlicher Hof und Sommersitz vor den Toren Aachens. Der Name ‚Muffet‘ rührt übrigens in der Aachener Mundart vermutlich von der Lage des Hofes nahe der ehemaligen Richtstätte der Stadt mit Galgen und dem wohl wahrnehmbaren Verwesungsgeruch."

Noch Mitte des 20. Jahrhunderts gab es in der Aachener Mundart daher den mahnenden Hinweis mit erhobenem Zeigefinger "Deä jehüet op Muffet" (Der gehört nach Muffet).

 

Der Sauerstoffgehalt in der Luft sinkt

Als die Höhenretter – die selbstverständlich auch Menschen aus tiefgelegenen Notlagen befreien können – von dem außergewöhnlichen Übungsterrain erfuhren, waren sie direkt Feuer und Flamme. So beobachtet SRG-Leiter André Duisberg an diesem Tag persönlich den Einsatzablauf im Dauerregen.

Über Funk ist er stets mit dem Kollegen in der Tiefe in Kontakt. „Sieht die Wand tragfähig aus?“, fragt er durchs Mikro. Sicherheit geht bei der Übung selbstverständlich vor. Die Signale von Markus Hirtz sind positiv. Also lassen die absichernden Kameradinnen und Kameraden weiter Seil ab. Noch 20, dann nur noch zehn Meter.

Der bisherige Sauerstoffverbrauch, um auch wieder ungefährdet hochkommen zu können, stimmt, heißt es aus dem Hintergrund. Der Sauerstoffgehalt im tiefen Brunnenschacht allerdings nicht mehr. Er liegt laut Messgeräten bei nur noch 16 statt der an der Oberfläche üblichen 21 Prozent.

Ohne entsprechendes Schutzgerät wäre es also für Menschen auf Dauer gefährlich geworden. Ein Punkt, der die spannende Frage aufwirft, unter welch widrigen Umständen der Brunnenbau vor Jahrhunderten stattgefunden haben muss.

 

Gut Muffet - Brunnenschacht

Enger Einstieg: 42 Meter tief und etwa zwei Meter im Durchmesser misst der alte Brunnenschacht, der vor kurzem auf Gut Muffet entdeckt worden war. Mit Spezialausrüstung der Feuerwehr war nun eine Befahrung der historischen Anlage möglich. // Foto: Stadt Aachen - Stefan Herrmann

Nach 15 Minuten hat der Feuerwehrmann den Brunnenboden erreicht. Es sei schlammig, berichtet er, aber es stehe aktuell kein Wasser am Grund.

Dafür entdeckt er einige alte Hölzer, dazu Kettenglieder. Auch nicht allzu alte Ziegelstücke und eine Glasflasche – vermutlich aus dem 20. Jahrhundert – sammelt Hirtz auf. Ebenso entnimmt er eine Bodenprobe, die Stadtarchäologe Schaub später weitere Details über Alter und Geschichte der Anlage verraten kann.

Die Schatzsuche im viele hundert Jahre alten Brunnen endet letztlich ohne die Entdeckung spektakulärer Reichtümer – aber dennoch mit vielen hilfreichen Erkenntnissen.

 

Weitere Untersuchungen sollen folgen

„Offenbar kein Goldbarren in Sicht“, sagen oben Archäologe Schaub und Denkmalpfleger Priesters denn auch mit einem Schmunzeln. Das mindert die Neugier der Geschichtsexperten kein bisschen. Es dauert weitere 30 Minuten, bis Höhenretter Hirtz samt dem Sack voller Fundstücke wieder das gar nicht so helle Tageslicht an diesem schmuddeligen Dezembervormittag erblickt.

Stadtarchäologe Schaub erklärt: „Die Hölzer, die hochgeholt werden konnten, sehen alt aus. Mit naturwissenschaftlichen Messverfahren wollen wir in einem nächsten Schritt eine Zeiterfassung vornehmen, um das Alter der Hölzer – und somit die Entstehungszeit des Brunnens – möglichst genau datieren zu können.“

 

Gut Muffett - Brunnenschacht

Kein Goldschatz, aber spannende Erkenntnisse: Denkmalpfleger Andreas Priesters (li.) und Stadtarchäologe Andreas Schaub begutachten die Stücke, die die Feuerwehr am Brunnenboden aufgesammelt hat.. // Foto: Stadt Aachen - Stefan Herrmann

 

So könne man womöglich weitere Informationen über die Geschichte des Gut Muffets und über die Konstruktion des Brunnens erfahren. Auch ohne großen Goldfund am Brunnenboden, betonen die beiden Experten, habe sich die ungewöhnliche gemeinsame Schatzsuche mit der Feuerwehr in jedem Fall gelohnt.

Ein ebenso positives Fazit zieht SRG-Leiter Duisberg: „Solche authentischen Übungsszenarien sind für uns immens wichtig, um für den Notfall bestens gewappnet zu sein“, sagt er. Wenn zugleich auch noch unkompliziert Amtshilfe wie nun für Denkmalpflege und Stadtarchäologie geleistet werden kann, freut das die Feuerwehreinheit umso mehr.

 

Weitere Informationen zum Gut Muffet:

Die heute noch erhaltenen Gebäudeteile des Gutshofes entstammen aus der Zeit zwischen 1700 und 1800 und wurden ab 1966 durch den Architekten Prof. Fritz Eller (1927-2018) zu einem bemerkenswerten Ensemble umgestaltet und ergänzt. Eller und sein Büro EMW Eller-Moser-Walter schufen unter anderem bekannte Bauten wie den NRW-Landtag am Rheinufer in Düsseldorf, die Ruhruniversität Bochum oder das Dreischeibenhaus Düsseldorf.

Ein Film über die Gutsanlage ist im Rahmen des Denkmaltages 2020 entstanden: https://bit.ly/3G3Os7d.

Einen Film über eine weitere Übung der Spezialrettungsgruppe im Aachener Wald finden Sie hier: https://bit.ly/3rnUX0K.

 

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© Ulrich Simons
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