Oktober 2021: Perfekter Fenstertausch, tadellose Arbeit. Aber was nützen die besten Monteure, wenn der Chef ein halbes Jahr später die Aufträge verbummelt? // Foto: Archiv Ulrich Simons |
02. Dezember 2022
Weil der Chef gepennt hat:
Fenstertausch platzt nach acht Monaten
Fensterbauer Powils in Brühl: Nach eigenen Angaben mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Montage u.a. von Fenstern und Türen, eine professionell wirkende Internet-Seite, dazu die Empfehlung einer Freundin – da brauchten wir nicht lange zu überlegen.
Am 12. Oktober kamen die ein Vierteljahr zuvor bestellten Kellerfenster und die neue Kellertür. Der Ausbau der alten Teile und die Montage der neuen verliefen perfekt. Freundliche Monteure, die flott, präzise und sauber arbeiteten, nichts ging kaputt, alles passte. Super!
Das war im vergangenen Jahr.
Klar, dass wir nach dem Winter unser neues Badezimmerfenster auch bei Powils bestellt haben.
Das war ein Fehler.
Nach der Auftragsbestätigung kehrt Ruhe ein
Der Chef erscheint persönlich zum Aufmaßtermin, das Angebot kommt 14 Tage später. Die Bestellung ist nur noch eine Formsache. Am 15. März schickt Powils per E-Mail-Anhang die Auftragsbestätigung mit der Ankündigung: „Sobald wir den Liefertermin der benötigten Waren kennen, werden wir uns zwecks Abstimmung eines Montagetermins bei Ihnen melden.“ Die Insektenschutzgitter, die wir nachträglich für die Kellerfenster mitbestellt hatten, sollen sogar schon innerhalb von 14 Tagen lieferbar sein. Läuft.
Der Sommer kommt. Das Badezimmerfenster vermissen wir nicht so sehr, aber die Insektenschutzgitter könnten wir jetzt gut brauchen. In Brühl ist man anscheinend mit anderen Dingen beschäftigt.
Als sich bis Anfang September immer noch nichts getan hat und auch auf mehrfache Nachfrage per Telefon und E-Mail keine Reaktion der Firma Powils erfolgt, stelle ich eine nicht ganz so liebevolle Bewertung ins Internet. Meine Nachfrage bei Hersteller Weru hatte Hinweise darauf ergeben, dass die Bestellung für unser Badezimmerfenster dort noch gar nicht angekommen war. Nun findet der Chef plötzlich doch Zeit für eine Rückmeldung.
Das Problem ist die Vorfinanzierung
Leicht zerknirscht erklärt mir Geschäftsführer Ludwig Lenz am 9. September am Telefon, dass es im März bei unserer Bestellung trotz des kurz zuvor erfolgten Überfalls Russlands auf die Ukraine noch keine Lieferprobleme bei Weru gegeben habe. Er habe es jedoch "persönlich versäumt", den Auftrag zeitnah weiterzugeben. Begründung: Powils habe seit längerer Zeit infolge Corona keine Montagekapazitäten, es fehle an qualifiziertem Personal, und beauftragte Fenster müsse Powils vorfinanzieren, auch wenn die dann wochenlang in der Firma herumstehen, weil niemand da ist, der sie einbauen kann.
Der Chef sagt verbindlich die Lieferung und Montage für November zu und bittet mich im Gegenzug händeringend, die Negativ-Bewertung im Internet zurückzunehmen, was ich gerne mache im Vertrauen darauf, dass jetzt alles gut wird.
Nachdem ich weitere zwei Monate lang nichts mehr von Powils gehört habe, erfrage ich am 5. November per Mail den Stand der Dinge. Schließlich waren die Fenster für November angekündigt. Vier Tage später erhalte ich von Ludwig Lenz ("ich war im Urlaub") drei Terminvorschläge für Lieferung und Einbau, zwei davon Anfang Dezember. Er bittet um Rückmeldung. Ich entscheide mich noch am gleichen Tag für den 2. Dezember.
Bewertung angekündigt - da wirft der Chef die Brocken hin
Als ich knapp zwei Wochen später immer noch keine Bestätigung des Termins habe, ändere ich die Tonlage von „freundlich“ auf „es reicht jetzt“ und kündige am 19. November per Mail an: „Vielleicht mache ich den ganzen Zirkus mit Ihnen in einer aktualisierten Variante doch nochmal bei Google öffentlich.“
Jetzt endlich kommt Bewegung in die Sache, allerdings anders als erwartet: Mit Mail vom 20. November teilt Ludwig Lenz mir wörtlich mit: „Wir treten vom o.g. Auftrag zurück und werden diesen nicht mehr erfüllen.“
Ganz schlecht angekommen ist bei ihm wohl meine Ankündigung einer Negativ-Bewertung im Internet, durch die sich Lenz und seine Kollegen nach eigenem Bekunden „nachhaltig genötigt“ fühlen. Außerdem, so Ludwig Lenz in seiner Mail, sei zu befürchten, dass das „Selbstvertrauen“ der gesamten Belegschaft „nachhaltig gestört“ werde.
Ich verstehe nicht, was er mir damit sagen will, weise ihn aber darauf hin, dass ich sein Verhalten als Vertragsbruch mit den entsprechenden Konsequenzen werte, und fordere ihn auf, seine Entscheidung zu überdenken und mir seine Leute am 2. Dezember ab 8 Uhr zwecks Vertragserfüllung zu schicken. Schließlich müsste das Fenster ja längst bei ihm im Hause sein - da lässt man doch in letzter Sekunde keinen Auftrag mit einem Volumen von insgesamt knapp 3000 Euro detonieren.
Ich warte vergeblich.
Sie kommen nicht.
Wer trägt die Mehrkosten?
Nächste Woche werde ich also das „Projekt Badezimmerfenster“ von Neuem starten müssen. Eine bessere Firma dürfte leicht zu finden sein.
Extrem ärgerlich ist nur, dass Weru seit der verpennten Bestellung im März kriegsbedingt dreimal die Preise erhöht hat, insgesamt um rund 25 Prozent. Wer diese Mehrkosten übernimmt, und welche weiteren Folgen der Vertragsbruch für Powils hat, muss demnächst wohl mein Anwalt klären.
"Unser Unternehmen ist bereits seit 1979 bekannt für seine hohe Qualität und Zuverlässigkeit. Bei der täglichen Arbeit stellt Geschäftsführer Ludwig Lenz, der den Betrieb 2010 übernahm, die Zufriedenheit seiner Kunden stets in den Mittelpunkt", heißt es auf der Internetseite von Powils.
Irgendwas müssen die da in letzter Zeit geändert haben.
Er hat sich nicht mehr gemeldet.
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