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Ulrich Simons

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Redakteur (1987 bis 2019)
Fotojournalist (seit 1976)
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Milseburgtunnel

Ein Fahrradtunnel unter dem Lousberg nach dem Vorbild des Milseburgtunnels in der Röhn (Foto) soll in voraussichtlich drei Jahren die Aachener Innenstadt mit dem Sportpark Soers (Eishalle, Reitstadion, Tivoli), dem Finanzamt, einem großen Möbelhaus und diversen Fahrradläden am Gut Wolf verbinden. // Foto: Rhön GmbH

 

01. April 2023

Radfahrer jubeln: Im Lousberg-Tunnel
von der Hotmannspief in die Soers

Der längste Fahrradtunnel Deutschlands soll in absehbarer Zeit die Aachener Innenstadt mit dem Sportpark Soers und dem Finanzamt verbinden. In der Bastei, der bei dem Projekt eine Schlüsselstellung zukommt, will Oberbürger*innenmeister*in Sibylle Keupen zusammen mit Grünen und SPD am heutigen Samstag um 13 Uhr in einer kurzfristig anberaumten Präsentation ihre Vision vorstellen.

"Kurzfristig" deshalb, weil das Thema eigentlich noch gar nicht spruchreif ist. Auch bei der Vorstellung der Pläne für die neue Bastei am 23. März in der "Aachener Zeitung" war von dem Riesenprojekt noch keine Rede. Doch erste Details des bislang nicht-öffentlichen Papiers aus der Schublade der OBin waren mithilfe eines noch unbekannten "Maulwurfs" in der Verwaltung durchgesickert, so dass die Beteiligten jetzt die Flucht nach vorne antreten.

Fakt ist: Der Radentscheid rumpelt. Im November 2019 nahezu einstimmig vom Rat der Stadt beschlossen, tritt das Jahrundertwerk (je nach Sicht der Dinge auch "Jahrhundertärgernis") seitdem mehr oder weniger auf der Stelle. Hier ein paar Meterchen aus dem Zusammenhang gerissener rot aufgepinselter Radweg, dort ein Stückchen Protected Bike Lane, der eine oder andere Fahrradbügel - der richtig große Wurf war bisher nicht dabei.

 

Problem in Aachen: steigungsarme Radwege

Das soll sich ändern, und dazu soll ein kleines, aber wichtiges Adjektiv aus dem Wunschzettel der Radfahrer und *innen künftig stärker in den Vordergrund der verkehrspolitischen Aktivitäten geschoben werden. Denn bereits in der ersten der sieben Zielvorgaben heißt es:

"Die Radhauptverbindungen sind unterbrechungsfrei, durchgängig beleuchtet, steigungsarm und baulich vom Fußverkehr getrennt."

Drei von vier Forderungen, die relativ einfach zu realisieren sind. Doch wie will man in einer Stadt mit der Topographie Aachens das Attribut "steigungsarm" für Radfahrer und *innen zufriedenstellend und ohne größere Erdbewegungen hinbekommen?

Nach einem Urlaub im vergangenen Jahr in der Röhn hat die Oberbürger*innenmeister*in zumindest für den Norden der Stadt eine Idee: Dort steht dem Radverkehr zwischen Aachen und Würselen seit der etwas aus dem Ruder gelaufenen Kreditaufnahme zur Dombau-Finanzierung vor gut 1200 Jahren der sagenhafte Lousberg mit seinem östlichen Ausläufer, dem Salvatorberg, im Wege.

Eine bis heute teuflische Angelegenheit für Zweiradfahrer, denn nicht jeder, der auf dem täglichen Weg zur Arbeit in Aachen die steile Krefelder Straße hoch muss, hat Geld für ein E-Bike. Zumal der Betrieb eines derartigen Gefährtes nach der Strompreis-Explosion zu Anfang des Jahres auch nicht mehr so lustig ist. Der Weg aus der City hinaus die Sandkaulstraße hoch ist im übrigen keinen Deut besser.

 

Nicht nur "steigungsarm", sondern sogar "steigungsfrei"

Die Lösung des Problems soll das Projekt "Lousberg-Tunnel" bringen. Vorbild und derzeit mit 1172 Metern (noch) längster Fahrradtunnel Deutschlands ist der Milseburgtunnel westlich von Fulda auf der ehemaligen Rhönbahntrasse zwischen den Gemeinden Petersberg-Götzenhof, Hofbieber und Hilders.

Erste Details zur nächsten Aachener Großbaustelle: Der rund 1200 Meter lange Lousberg-Tunnel, in dem Zweirichtungsverkehr herrschen soll, würde inklusive einem leichten Knick unter der Bastei weitestgehend dem Verlauf von Krefelder- und Sandkaulstraße folgen, nur eben tiefer.

 

Aachen Bastei

Nach dem Abriss der Bastei sollen an der Ecke Ludwigsallee / Krefelder Straße in einem Wohnhaus auch die Versorgungseinrichtungen für den neuen Fahrradtunnel untergebracht werden. Angenehmer Nebeneffekt: Da hier mithilfe großer Ventilatoren im Garten frische Luft angesaugt und in den Tunnel geblasen werden soll, hätten die Radfahrer und *innen im Prinzip zumindest auf der Hälfte der Strecke Rückenwind. Ein Aufzug würde die Radfahrer und *innen bei Bedarf ans Tageslicht und auf den Alleenring holen. // Foto: Archiv Ulrich Simons

 

Radfahrer aus Richtung Würselen fahren in ein paar Jahren an der Merowinger Straße hinter der Shell-Tankstelle bei Höhenmeter 166 in den Tunnel ein und sollen auf den Meter genau in gleicher Höhe nach Unterfahrung der Bastei im Grünstreifen an der Sandkaulstraße vor dem Sporthaus Drucks wieder das Licht der Welt erblicken.

Eine besonders hübsche Option wäre, den Tunnel auf der Stadt-Seite in der Tiefgarage des "Innside" Hotels an der Sandkaulstraße beginnen und enden zu lassen. Das würde Kosten sparen, weil auf den Bau eines zusätzlichen Tunnelportales verzichtet werden könnte. Radfahrer und *innen würden dann die Rampe nutzen, die heute schon in die Tiefgarage führt.

In jedem Fall wäre die komplette Röhre absolut steigungsfrei und würde damit sogar die Vorgabe des Radentscheids übertreffen, in dem nur von "steigungsarm" die Rede ist.

 

Versorgungsgebäude und Aufzug an der Bastei

Die höchste Überdeckung erreicht der Tunnel an der Bastei, wo er rund 22 Meter unter der Kreuzung verlaufen wird. Genau an der Stelle, an der heute noch der alte Tingeltangel vor sich hin gammelt, soll das Betriebsgebäude mit Einrichtungen für die Bewetterung der Tunnelröhre (Zu- und Abluft) entstehen sowie einem Aufzug, der Radfahrern und *innen die Möglichkeit zur Aus- und Einfahrt vom Alleenring in den Tunnel bietet.

 

Buschtunnel Vortrieb

Geschichte wiederholt sich. Wie schon beim Bau des Buschtunnels im Jahr 2006 wird auch der Vortrieb für den neuen Lousbergtunnel durch die "Aachener Sande" führen. // Foto: Archiv Ulrich Simons

 

Da die Röhre des Lousberg-Tunnels überwiegend in den so genannten "Aachener Sanden" verlaufen wird, sind die geologischen Bedingungen für den Bau ähnlich denen beim Vortrieb des Aachener Buschtunnels für die Eisenbahn von und nach Belgien im Jahr 2005/2006. Auch dort, auf der anderen Seite des Aachener Kessels, hatte ein kleiner Tunnelbagger für den Ausbruch gereicht.

Der Vortrieb dürfte für die Mineure zudem ohne nasse Füße über die Bühne gehen: Bei den Ausschachtungsarbeiten für das neue Hotel an der Krefelder Straße, wo viele Jahre lang einer der letzten Aachener Bunker gestanden hatte, war man erst in vier Metern Tiefe auf die wasserführenden Schichten des so genannten Basistons gestoßen.

Die darüber liegenden zu durchfahrenen Quarzsande wurden sogar in grauer Vorzeit auf der nördlichen Seite des Salvatorberges in kleinen Sandgruben abgebaut. Die seltsam gebogene Kardinalstraße beispielsweise folgt dem Rand einer solchen ehemaligen Sandgrube. Auch der Name der Sandkaulstraße lässt vermuten, dass dort einmal in einer Sandkuhle bzw. einer "Sandkull" Sand abgebaut wurde.

Für die Bauzeit sind drei Jahre veranschlagt, ein Termin für den Baubeginn steht noch nicht fest, ebenso wenig wie die voraussichtlichen Kosten. Nimmt man den Buschtunnel als groben Anhaltspunkt, dürfte der Lousberg-Tunnel (kleinerer Querschnitt, dafür länger) irgendwo bei rund 60 Millionen Euro landen.

Zuschüsse (falls die Stadt die Anträge nicht wieder verpennt) erwartet Oberbürger*innenmeister*in Sibylle Keupen u.a. aus dem NRW-Topf "Unser Dorf hat Zukunft".

 

Fahrradtunnel auch unter der Waldschänke?

Ein ähnlicher und fast genauso langer (1300 Meter) Fahrradtunnel könnte zudem in einigen Jahren dem Buckel der Lütticher Straße an der Waldschänke seinen Schrecken nehmen und Radfahrern und *innen eine komfortable und witterungsunabhängige ganzjährige Passage zwischen dem Preuswald und der Aachener Innenstadt bieten.

Er würde steigungsfrei bis zu 40 Meter unter dem Preusberg verlaufen und die Kindertagesstätte Hochgrundhaus mit dem Aldi am Preuswald verbinden. Eine Verbindung, die momentan noch kein Mensch braucht, doch auch hier argumentieren Aachens Verkehrsplaner und *innen nach bewährtem Muster: Sei das Angebot erst einmal vorhanden, stelle sich die Nachfrage quasi von alleine ein.

Uwe Müller, städtischer Verkehrsmanager, freut sich jedenfalls schon jetzt: "Ein Tunnel tief unter der Erde ist die maximale Umsetzung eines baulich getrennten und steigungsarmen Radweges wie ihn der Radentscheid fordert."

 

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© Ulrich Simons
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