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Ulrich Simons

Ulrich Simons
Redakteur (1987 bis 2019)
Fotojournalist (seit 1976)
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Aachen Sanatoriumstrasse

Jahrzehntelang war das aufgeschulterte Gehwegparken in der oberen Sanatoriumstraße kein Problem. Künftig sollen die Autos so wie auf diesem Foto, das die neue Regelung vorwegnimmt, runter vom Trottoir und komplett an den Straßenrand. Die Folgen kann man sich leicht ausmalen. Nur in der Verwaltung offenbar nicht. Wenn dann donnerstags noch die Müllabfuhr kommt ... // Foto: Ulrich Simons

 

19. September 2023

"Reallabor Sanatoriumstraße"
oder: Wir basteln uns ein Nadelöhr

Aachens kleinstes "Reallabor" haben die Anwohner der oberen Sanatoriumstraße in Eigenregie in Betrieb genommen. Seit einigen Tagen proben sie mit mal mehr, mal weniger Fahrzeugen vor ihrer Haustür, was passieren wird, wenn demnächst bei der Einrichtung der neuen Bewohnerparkzone U die Pläne der Verwaltung trotz aller Bedenken umgesetzt werden.

Aachens oberste Verkehrslenker haben nämlich vor, das aufgeschulterte Parken auf dem Gehweg zu unterbinden und die Autos komplett an den Straßenrand zu verlegen.

Die Idee dahinter ist durchaus löblich: Auf diese Weise soll den Schülerinnen und Schülern des Couven-Gymnasiums ein schönerer Schulweg als heute ermöglicht werden. Ein Premium-Schulweg, gewissermaßen. Wörtlich heißt es in der Planung der Verwaltung:

"In der Sanatoriumstraße wird zukünftig das aufgeschulterte Gehwegparken vor Hausnummer 1 und 3 unterbunden und Fahrbahnrandparken angeordnet. Dies kommt insbesondere dem viel begangenen Schulweg von und zum Couven-Gymnasium zu Gute."

Dagegen ist im Prinzip nichts zu sagen. Nur ist es dummerweise der klassische Fall von "Wir stopfen ein Loch und reißen dafür drei neue auf."

Denn das vermeintlich zügellose Parken in der oberen Sanatoriumstraße hat eine lange Geschichte und sich über viele Jahre bewährt. Ältere Anwohner erinnern sich noch an die Zeiten, als an der Laterne zwischen Hausnummer 3 und 5 das aufgeschulterte Gehwegparken mit einem entsprechenden blau-weißen Gebotszeichen ausdrücklich angeordnet wurde.

Um zwischen Autofahrern und Fußgängern eine klare Grenze zu ziehen, wurde der Bürgersteig sogar durch eine hellere Plattenreihe in zwei Hälften geteilt.

 

Sanatoriumstraße

Was heute keiner mehr wahrhaben will: Um den Parkstreifen vom eigentlichen Bürger*innensteig ;-) zu trennen, war in den grauen Belag sogar eine Reihe hellerer Gehwegplatten eingefügt worden, die bis heute noch deutlich zu erkennen ist. // Foto: Ulrich Simons

 

Von einem Tag auf den anderen, an den sich kein Mensch mehr genau erinnert, war das Schild dann weg. Das ist jahrelang her und war die offensichtliche Folge einer gewissen Materialermüdung, denn in seinen letzten Tagen hatte das Schild nur noch windschief an einer Schraube am Laternenmast gehangen. Vermutlich war es im wahrsten Sinne des Wortes weg-gefallen.

Für die Anwohner kein Grund zur Trauer: Sie blieben ihrer langjährigen Gewohnheit treu und parkten weiterhin mit zwei Rädern auf dem Gehweg. Anders war und ist in der schmalen Passage hinunter zum Ärztehaus ein Begegnungsverkehr von zwei Pkw nur auf Kosten der fahrerseitigen Außenspiegel möglich. Wenn einer der Beteiligten DHL heißt, ist ganz Feierabend.

 

Reihenweise Falschparker "verpetzt"

Die Geschichte hätte noch jahrelang so weitergehen können, wäre nicht nach Aussagen der Anwohner einer der ihren, Akademiker, jung an Jahren und mutmaßlich Fahrradbesitzer, vorgesprescht. Nach guter deutscher Tradition soll er reihenweise die vermeintlichen "Falschparker" bei der Stadt verpetzt haben.

Die ließ sich nicht lange bitten und soll den aufgeschulterten Gehwegparkern, wiederum nach Angaben von Anwohnern, Knöllchen zum Tagespreis von 55 Euro unter die Scheibenwischer geklemmt haben.

Die Anwohner beschlossen, das Spiel mitzuspielen und parken neuerdings vorschriftsmäßig am Straßenrand. Die Probleme ließen nicht lange auf sich warten. Alle Nasen lang "knubbelt" es sich jetzt in der vielbefahrenen Einflugschneise zu Praxisklinik und Krankenhaus, wenn sich wieder zwei ineinander verhakt haben.

 

Es fehlt an einer vernünftigen Beschilderung

Das Problem ließe sich zumindest teilweise entschärfen, wenn die Parkplätze am Franziskus-Krankenhaus für Autofahrer aus Richtung Belgien vernünftig ausgeschildert wären.

Denn nicht nur Wagenlenker mit rot-weißem Nummernschild biegen gleich am großen Wegweiser zur Praxisklinik in die Sanatoriumstraße ein.

Das Hinweisschild, das sie auf einen der beiden wenig ausgelasteten Krankenhaus-Parkplätze führt, hängt dermaßen versteckt hinter eine Baum, dass man es beim besten Willen nicht erkennt, wenn man aus Richtung Amsterdamer Ring kommt.

Bei der Stadt ist das Problem "obere Sanatoriumstraße" auf dem Tisch. Nach bisherigem Stand der Dinge ist eine Überarbeitung der Pläne in diesem Straßenabschnitt allerdings nicht vorgesehen.

 

Sanatoriumstrasse - Bestand

Die aktuelle Parksituation in der oberen Sanatoriumstraße. Im unteren Teil mit dem orangen Parkstreifen (am oberen Bildrand) funktioniert der Begegnungsverkehr nur, weil regelmäßig der Bürgersteig und die Garageneinfahrten als Ersatzfahrbahn genutzt werden. Eine Option, die im oberen Straßenabschnitt nicht zur Verfügung steht. // Planung: Stadt Aachen

 

Sanatoriumstrasse - Planung

So soll es demnächst nach Einrichtung der neuen Bewohnerparkzone U dort aussehen. Anwohner proben das Straßenrandparken schon heute und verfolgen ungläubig die Auswirkungen. Die roten Kringel sind die künftigen Standorte der Parkscheinautomaten. // Planung: Stadt Aachen

 

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© Ulrich Simons
Redakteur (1987-2019) - Fotojournalist - Blogger

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