Platzsturm auf dem Tivoli am 27. April, als der Aufstieg feststand. Wenn die alle am Samstag kommen, würde es auf dem Markt ziemlich voll. Der größte Teil der Aufstiegsfeier für die Alemannia findet daher am Tivoli statt. Armin Laschet (CDU) hält die Sicherheitsbedenken für übertrieben. // Foto: 4helden |
21. Mai 2024
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Wo hat der eigentlich die ganze Zeit gesteckt? Armin Laschet (CDU) ist wieder da! Plötzlich und unerwartet hat sich der Hochwasser-Komiker von der Ahr am Wochenende zu Wort gemeldet.
Thema: Massive Kritik an den geplanten Aufstiegs-Feierlichkeiten für die Alemannia am kommenden Wochenende. Die sollen nach aktuellem Stand ein bisschen am Markt und größtenteils am Tivoli stattfinden.
Laschet ist auf der Zinne, kritisiert laut AZ vom Dienstag "Bedenken, Bedenken, Bedenken!" der Oberbürger*innenmeister*in und der Verwaltung und fabuliert vom großen "Aachen-Gefühl", das sich nur zwischen Dom und Rathaus einstelle, wo "Herz und Seele unserer Stadt" schlügen, nicht aber am Tivoli draußen vor der Stadt.
Der Burtscheider Beinahe-Bundeskanzler hat den Zeitpunkt seiner Wortmeldung vermutlich mit Bedacht gewählt. Jetzt, wo alles eingestielt und nichts mehr zu ändern ist, kann er sich zwanglos bei den Alemannia-Fans anbiedern, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. So geht Wahlkampf.
Oberbürger*innenmeister*in Sibylle Keupen, die Verantwortlichen bei der Stadt und die Alemannia haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Das erkennt man schon daran, wie oft die Pläne geändert wurden.
Aber das Risiko einer zweiten "Love Parade", wo im Juni 2010 bei einer Massenpanik 21 Menschen ums Leben kamen und 652 verletzt wurden, wollte keiner eingehen. Und das ist gut so!
Für eine "Partyzone Innenstadt" gab und gibt es strenge Sicherheitsauflagen. Auf Markt und Katschhof hätten insgesamt maximal 8000 Menschen feiern dürfen. Die Alemannia geht aber von mindestens 20.000 Fans aus.
Man mag sich das Geschrei nicht vorstellen, wenn irgendwas in der Enge des Marktplatzes aus dem Ruder liefe. Laschet wäre vermutlich der erste, der dann abtaucht.
Erster Eindruck
Und es geht nicht nur um die nackte Zahl. 5000 Menschen auf dem Katschhof bei der Heiligtumsfahrt sind etwas anderes als 5000 überwiegend jugendliche Fußballfans in Feierlaune.
Scherben, Müll, Pyrotechnik: Die Großkölnstraße vermittelte am Samstag nach dem Fanmarsch vor dem letzten Heimspiel der Alemannia einen Vorgeschmack davon, was am Wochenende auf die Stadt zukommen könnte. Und das waren nach Polizeiangaben nur rund 2000 Fans. Viele Innenstadt-Besucher waren entsetzt.
Man hätte den großen Karl am kommenden Samstag hinter einem Bretterverschlag in Sicherheit bringen müssen, und am besten das Rathaus gleich mit. Kneipenwirte hätten vermutlich vorsichtshalber die Rollläden runtergelassen, und am Sonntagmorgen hätte der Markt dann ausgesehen wie eine Mischung aus Rosenmontagszug, Silvester und Altglascontainer von innen.
„Schade, dass wir dieses Aachen-Gefühl nicht hinbekommen und die Chance zur Identifikation mit Rathaus und Dom, mit dem Herzen der Stadt, verpassen und die Fans in der Soers alleine unter sich feiern lassen“, lässt sich Armin Laschet vernehmen.
Sorry, aber auf "dieses Aachen-Gefühl" kann ich verzichten.
Vielleicht wäre es nicht schlecht, den Ball einfach mal ein bisschen flacher zu halten. Es ist schließlich "nur" der Aufstieg von der Regional- in die dritte Liga. Schön, verdient, aber eben nicht die Deutsche Meisterschaft.
Das weiß auch Armin Laschet, der sich vermutlich am Samstag auf der Treppe am Rathaus unter die Mannschaft mischen wird. Oder auf dem Balkon am Tivoli. Grinsend wie immer. Und davon träumend, der Jubel gelte tatsächlich noch einmal ihm.
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