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„Die Idee zur Ausstellung entstand in der euregionalen Vicus-Gruppe, deren Mitglieder aus Museen, den Hochschulen und der Archäologie sich allesamt der Erforschung der kleineren römerzeitlichen Siedlungen, der sogenannten „vici“, in unserem Raum verschrieben haben“, erläutert Dr. Frank Pohle. Durch Schriftzeugnisse, vor allem Inschriften, kennen wir die Namen einzelner Personen, die in dieser Gegend lebten, wissen etwas über ihre Berufe und kennen Familienbeziehungen. Zum ersten Mal überhaupt wurden für die Ausstellung Inschriften aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden in dieser Form zusammengetragen. Liebevoll gezeichnete Comicfiguren und kleine Geschichten erwecken die (fiktiven) Besitzer der Exponate zum Leben.
"Unterschiedliche Wissenschaftskulturen" Marcell Perse, Leiter des Museums Zitadelle Jülich und Kooperationspartner der Centre Charlemagne, unterstreicht: "Schrift war zunächst einmal für die Verwaltung des riesigen Römischen Reiches von entscheidender Bedeutung, die auf funktionierende Kommunikation angewiesen war. Den Anfang machten Rechnungen, die Liebesgedichte kamen erst später. Aber uns geht es insbesondere auch um Geschichte zum Anfassen. Wir wollen vom Alltag der Menschen in der Römerzeit berichten und tun dies anhand einzelner Personen, die eine Verbindung zu den ausgestellten Objekten haben.“ Aus den Textzeugnissen sprechen unter anderem Liebe und Hass, Stolz und Frömmigkeit. Sie zeichnen das Bild einer äußerst mobilen, multikulturellen Gesellschaft, die in ihren Wesenszügen gar nicht soviel anders war als unsere heutige. Weil es sich überwiegend um in Stein gemeißelte Dokumente handelt, erwies sich die Handhabung der Ausstellungsstücke aus der gesamten Euregio mitunter als schwierig. Marcell Perse: "Manche waren einfach nicht transportabel." Wie zur Untermalung des gerade Gesagten ertönt aus einer Ecke des Centre Charlemagne ein vielstimmiges "Eins - zwei - hömmmmmm!!!", und dann versuchen sechs gestande Männer mit roten Köpfen, einen voluminösen Steinquader in die richtige Position zu bugsieren.
Als zusätzliches Problem erwies sich die Grenzlage. "Die unterschiedlichen Wissenschaftskulturen haben wir unterschätzt", bekannte Frank Pohle. Während hiesige Experten ihre Fundstücke deutsch-gründlich katalogisieren und anhand von Buchstaben und Zahlen fernab jeder Romantik inventarisieren, verfolgen unsere Nachbarn hinter der Grenze oft einen etwas populärwissenschaftlicheren Ansatz und freuen sich beispielsweise über "den Topf mit der ältesten Liebeserklärung der Niederlande". Hintergrund: Ein junger Römer hatte seiner Mutter einen entsprechenden Vermerk in einen Tontopf geritzt, beim Brennen war dann aber der ganze Ofen in Brand geraten. Den freundlichen Worten an die Mutter hat es nicht geschadet: Der Tontopf hat's überlebt, inklusive Brandspuren ist er in der Ausstellung zu besichtigen.
"So etwas kann Cicero nicht leisten" Auch Prof. Dr. Klaus Scherberich vom Historischen Institut der RWTH war voller Vorfreude. "Es ist zum ersten Mal gelungen, Inschriften aus eine ganzen Region zusammenzutragen", betonte er. Aus 2000 Jahre alten Inschriften habe man eine Vorstellung von den Menschen der damaligen Zeit, ihren Wünschen, ihrem Glauben und ihren Vorstellungen rekonstruieren können. "So etwas kann Cicero, (Anm.: römischer Schriftsteller, Pflichtlektüre am altsprachlichen Gymnasium) nicht leisten."
Ein "toller, seltener Fund" sei in diesem Zusammenhang eine sogenannte "Verfluchungstafel" aus Tongeren gewesen, die jemand wohl unter die Türschwelle einer anderen Person geschoben hat, um ihr allerlei Unheil an den Hals zu wünschen. Die kleine Platte, in Form und Inhalt den heutigen Aachener Knöllchen nicht ganz unähnlich (Zufall?), ist nur eines der kleinen, feinen Glanzstücke der Ausstellung.
Aus Anlass der Ausstellung erscheint im Michael Imhof Verlag ein reich bebilderter Katalog mit 200 Seiten zum Preis von 24,95 Euro. Vorbestellungen werden an der Museumskasse entgegengenommen. |
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© Ulrich Simons |
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