Ziemlich heruntergekommen. Bevor auch noch der Rest auf dem Boden oder auf einem Auto landet, zieht die APAG die Reißleine und schließt das Parkhaus am Markt für zwei Jahre. Olfaktorisch ist die Immobilie bereits erstaunlich nahe an das ehemalige Parkhaus am Büchel herangekommen. Oder etwas weniger fein ausgedrückt: Stellenweise riecht es ziemlich unverschämt nach Pisse. // Foto: Ulrich Simons |
08. September 2024
Parkhaus Mostardstraße
wird für zwei Jahre geschlossen
Die Kündigungen für die Dauerparker sind raus, und nicht nur sie haben ab Januar ein Problem: Gleich nach dem Jahreswechsel rücken im APAG-Parkhaus an der Mostardstraße (380 Parkplätze) die Handwerker an. Der Grund: "Dringend notwendige Sanierungsarbeiten". Dauer der Maßnahme: Voraussichtlich zwei Jahre, Weihnachtsgeschäft 2025 inklusive.
Ab dem dritten Quartal 2026 soll das Parkhaus Rathaus (so der offizielle Name) dann schrittweise wieder geöffnet werden. Nach dem Abriss des Parkhauses am Büchel (356 Parkplätze) der nächste Nackenschlag für den innerstädtischen Einzelhandel.
Die "dringend notwendigen Sanierungsarbeiten" haben sich mittlerweile zu einer Herkulesaufgabe aufgetürmt. Schon im November 2018 sprach der damalige APAG-Geschäftsführer Herbert Sliwinski von einer "ungeheuren logistischen Herausforderung".
Die Details hat mein früherer Kollege Stephan Mohne im November 2018 in einem Artikel für die AZ aufbereitet. Sie finden den Beitrag hier: Parkhaus Mostardstraße muss saniert werden | Aachener Zeitung
200.000 Liter Wasser pro Tag
Soviel sei vorweggenommen: Am Parkhaus aus den 1960er Jahren nagt der Zahn der Zeit, und das nicht zu knapp und nicht erst seit gestern. Bereits vor sechs Jahren war klar, dass das Parkhaus von Grund auf saniert werden muss.
Beim Freilegen der Armierungen kommt aus Lärmschutzgründen Wasser zum Einsatz. Viel Wasser, das mit einem Druck von rund 1200 bar den Beton pulverisiert. Zwei Roboter sollen das erledigen. Verbrauch: 200.000 Liter pro Tag. Den Strom liefern zwei riesige Diesel-Aggregate, die rund 1000 Liter Treibstoff am Tag verheizen.
Die Abgase sollen über den Hausdächern in die Luft geblasen werden (und kommen dann bei in der Regel vorherrschendem Westwind vermutlich in Eilendorf wieder runter), das verbrauchte Wasser durchläuft vor der Einleitung in die Kanalisation eine eigene Kläranlage.
Für die ganze Baustellenlogistik reicht die enge Mostardstraße natürlich nicht aus. Ein Teil des Verkehrs soll daher durch die Pontstraße laufen, die die längste Zeit Fußgängerzone gewesen ist.
"Im Februar oder März könnte es soweit sein", hatte Herbert Sliwinsk im November 2018 den Termin für den Startschuss ausgegeben. Voraussichtliche Bauzeit: ein Jahr.
Da wurde nichts draus.
Das neue APAG-Logo? // Foto: Archiv Ulrich Simons |
Im Sommer 2020 war am Büchel Schluss
Zwei Jahre später, im Oktober 2020 haben die Arbeiten noch nicht einmal begonnen. Ursprünglich war geplant, vor dem Abriss des Parkhauses am Büchel die Garage in der Mostardstraße auf Vordermann zu bringen. Doch die Büchel-Immobilie ist seit Juli 2020 geschlossen, und an der Mostardstraße zerfrisst der Rost weiter die Armierungen und lässt den Beton platzen.
Weil das Büchel-Parkhaus keine Option mehr ist, prüft die APAG inzwischen, ob man das Parkhaus am Rathaus vielleicht in Etappen und im laufenden Betrieb sanieren kann, indem man nur die betroffenen Abschnitte sperrt. Ingenieure brüten über der Frage. Es ist schwierig.
Dabei hätte nach dem ursprünglichen Zeitplan aus dem Jahr 2018 die Sanierung längst abgeschlossen sein müssen, schreibt mein Ex-Kollege Holger Richter am 28. Oktober 2020 in der Aachener Zeitung. Den Artikel können Sie hier nachlesen: Die Sanierung lässt weiter auf sich warten | Aachener Zeitung
„Es gab zunächst die Überlegung, das Parkhaus Mostardstraße in einem Rutsch zu sanieren, bevor das Parkhaus Büchel geschlossen wird, damit im Zentrum das Parkplatzangebot nicht zu knapp wird“, wird APAG-Sprecher Paul Heesel im oben genannten Artikel zitiert. „Die Planungen für die Sanierung konnten aber nicht im geplanten Zeitraum abgeschlossen werden.“
Ein Desaster für Handel, Hotelbetriebe und Gastronomie droht
Weiter heißt es in Holger Richters AZ-Artikel vom Oktober 2020: "Handel, Hotelbetriebe und Gastronomie hatten seinerzeit um eine autogerechte Erreichbarkeit der Aachener Innenstadt gefürchtet, wenn die Parkhäuser Büchel und Mostardstraße gleichzeitig geschlossen werden würden. Zumindest diese Sorge müssen sich Gastronomen und Geschäftsleute derzeit nicht machen."
Von wegen.
Genau dieses Szenario wird im nächsten Jahr eintreten.
"Wat för ene Stronks ..." - Schöner hätte man die Empfindungen von Autofahrern, Einzelhändlern, Hotelbetrieben und Gastronomie in der Innenstadt angesichts der zweijährigen Parkhaus-Schließung nicht in einem Satz zusammenfassen können ... // Foto: Ulrich Simons |
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