01. Oktober 2024
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Ein Abschied ohne Wehmut
Nun hat es ja doch noch geklappt mit dem Karrieresprung. Voraussichtlich zum 1. Dezember wird Aachens oberste Mobilitäts- und Stadtplanerin Isabel Strehle in ihre Heimatstadt München zurückkehren.
Angekündigt hatte sie ihren Fortgang bereits am 22. Dezember vergangenen Jahres zum 1. April. Dann erfuhr der Münchener Stadtrat vom Ausflug des FB61 in den Alsdorfer Beachclub und trat "zwecks Prüfung der charakterlichen Eignung" erst mal auf die Bremse, so dass Isabel Strehle der Stadt Aachen noch ein halbes Jahr erhalten blieb.
Gesehen wurde sie, die bis dahin keine Gelegenheit zur öffentlichkeitswirksamen Darstellung ausgelassen hatte, danach kaum noch. Vermutlich hatte die Oberbürger*innenmeister*in sie in irgendeinem Wandschrank versteckt, damit sie nicht noch mehr Durcheinander anrichten konnte.
Die richtige Frau am falschen Ort
Dabei war Isabel Strehle einfach nur die richtige Frau am falschen Ort. Wäre es darum gegangen, eine Stadt auf dem Reißbrett zu entwerfen, wären ihre Ideen sicher vielfach zukunftsweisend gewesen.
Für eine Stadt mit über 1200 Jahren gewachsenen Strukturen waren sie dagegen größtenteils mit der Brechstange realisierte Wunschvorstellungen, die die Erprobung in der Realität nicht bestanden.
Dass die Staatsanwaltschaft in der "Teamtage-Affäre" auf Steuerzahlerkosten keine strafbare Handlung sah, besagt zudem nicht, dass der Mannschaftsausflug in den Beachclub nicht doch strafbar war. Die Staatsanwaltschaft hat die Strafbarkeit nur nicht gesehen.
Nach diesem Fingerzeig der Strafverfolger beließ es dann auch die Oberbürger*innenmeister*in bei der niedrigsten Stufe der Rüge und machte den Deckel auf das Disziplinarverfahren gegen Isabel Strehle.
Ein bissche Eigennutz wird auch dabeigewesen sein. Denn je deftiger die Strafe für Isabel Strehle ausgefallen wäre, desto größer hätte die Frage nach dem Führungsversagen von Sibylle Keupen im Raum gestanden. Hat sie von der ganzen Angelegenheit im Vorfeld wirklich nichts gewusst?
Die (Wieder-)Wahl im Hinterkopf
Es gehört nicht viel Phantasie dazu sich vorzustellen, dass Sibylle Keupen den Fall so niedrig wie möglich hängen wollte, um Isabel Strehles Wechsel nach München nicht doch noch zu gefährden. Dafür hatte schon ihre erste Reaktion im Dezember 2023 zu erleichtert geklungen. Von Abschiedsschmerz war da wenig zu erkennen. Die Frau war einfach zu dominant geworden.
Zurück bleiben vielerorts Chaos, Angefangenes, Unfertiges und die Frage, wer das ganze Durcheinander wieder in geordnete Bahnen lenken soll. Und eine erleichterte Oberbürger*innenmeister*in, die ihre unpopulärste Führungskraft in der Verwaltung schließlich doch noch losgeworden ist.
Die Chancen für eine Wiederwahl im September kommenden Jahres dürften sich mit Isabel Strehles Abschied für Sibylle Keupen zumindest nicht verschlechtern.
In Aachen kann es nur besser werden.
Und München? Gott mit dir, du Land der Bayern!
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