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Ulrich Simons

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Fotojournalist (seit 1976)
Redakteur (1987 bis 2019)
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Parkhaus Sparkasse

Weil es bei der Ausfahrt an der Schranke immer wieder zu Staus mit laufenden Motoren kam, hat die Sparkasse in ihrem Parkhaus an der Jesuitenstraße auf automatische Kennzeichenerfassung umgestellt. Jetzt stauen sich mit dem neuen System überforderte Menschen umweltfreundlich vor den Kassenautomaten. // Foto: Ulrich Simons

 

08. November 2024

Parkhaus Jesuitenstraße:
Sparkasse streicht die Gratis-Minuten

War ja ausgesprochen freundlich: Um ihren Kunden eine möglichst unkomplizierte Erledigung ihrer Geldgeschäfte zu ermöglichen, war die erste halbe Stunde im Parkhaus der Sparkasse an der Jesuitenstraße jahrelang kostenlos. Ganz früher waren es sogar mal 45 Minuten.

Einzige Bedingung: Der ankommende Autofahrer musste sich mit der Kundenkarte der Sparkasse an der Schranke anmelden.

Viele Sparkassen-Kundenkarten-Inhaber freuten sich und nutzten den Nulltarif auch dann, wenn sie nichts in der Sparkasse zu erledigen hatten. Mal schnell zu Weyers-Kaatzer oder zu Nobis am Münsterplatz - kein Problem.

Sportlichere Naturen schafften es sogar innerhalb der kostenlosen 30 Minuten bis zur Mayer'schen Buchhandlung oder zum Media Markt in der Franzstraße. Viele attraktive Ziele in der Innenstadt lagen innerhalb der 30-Minuten-Isochrone.

Die kostenlose halbe Stunde war eine sehr schöne Alternative zum städtischen Drei-Euro-Zwangstarif am Straßenrand für 60 Minuten, der selbst dann fällig wird, wenn man nach zehn Minuten wieder wegfährt.

Jetzt hat die Sparkasse ihre Ein- und Ausfahrt am Parkhaus auf hypermodern mit Kennzeichenerfassung umgerüstet - und die Gratis-Minuten gibt es nicht mehr. Sie sind sang- und klanglos aus dem Angebot verschwunden.

Sparkassen-Sprecher Erich Timmermanns auf Anfrage: "Die neue Software lässt eine solche Individuallösung für unsere Kunden leider nicht mehr zu."

Echt?

 

Als die Autofahrer den Überblick verloren

Ganz früher (die Älteren werden sich erinnern), kam aus den Automaten an der Einfahrt vieler Aachener Parkhäuser (nicht nur bei der Sparkasse) ein Ticket mit der aufgedruckten Ankunftszeit.

Da die Aachener Parkhäuser im Gegensatz zu vielen ihrer Pendants befreundeter Nachbarlstädte in Belgien und den Niederlanden bis heute nicht in der Lage sind, minutengenau abzurechnen, war dieser Zeitstempel echtes Geld wert.

Mit seiner Hilfe konnte man genau sehen, bis wann man mit dem Auto aus dem Parkhaus raus sein musste, um nicht die nächste volle Stunde auch noch bezahlen zu müssen, selbst wenn man die Parkzeit nur um wenige Minuten überschritten hatte.

Dann wurde es "modern": Man steckte - im Fall der Sparkasse - seine EC- oder seine Kundenkarte in den Automaten und musste selber auf die Uhr schauen und die Ankunftszeit im Hinterkopf abspeichern. Oder im Handy.

Neuerdings steht neben der Schranke an der Einfahrt gar kein Ticket-Automat mehr, sondern eine Kamera, die das Kennzeichen erfasst. Und die Einfahrtzeit natürlich.

Bei der Rückkehr gibt man an einem der drei Kassenautomaten sein Kennzeichen ein, muss dann "suchen" sagen statt "enter" (wie man es vom heimischen PC gewohnt ist) und wartet, bis der Elektronikknecht das Kennzeichen des abgestellten Autos gefunden und die Parkzeit samt fälligen Gebühren ausgerechnet hat. Und zwar neuerdings ab der ersten Minute.

Ist der Obolus entrichtet, wird das Kennzeichen freigegeben, und beim Herannahen an die Ausfahrt wiederum von einer Kamera erfasst, woraufhin sich die Schranke wie von Geisterhand öffnet.

 

Neue Software kann das angeblich nicht

"Geht nicht anders", sagt der freundliche Herr Timmermanns von der Sparkasse auf die Frage nach den weggefallenen Gratis-Minuten. Weil die Software, die hinter dem Vorgang steckt, eine Lösung von der Stange sei und auf Einzelschicksale keine Rücksicht nehmen könne.

Dabei wäre es so einfach, den alten Sondertarif wieder einzuführen. Wobei ich dazusagen muss, dass ich kein Informatiker bin. Für die wäre es vermutlich noch einfacher.

Und so könnte es gehen:

Schritt 1: Beim Bezahlen mit Plastikgeld (es muss noch nicht mal die Kundenkarte der Sparkasse sein) erkennt der Automat anhand der IBAN auf der Karte die Bank oder Sparkasse des hinterlegten Kontos.
Das ist keine Raketentechnik, das kennen Sie von jeder Online-Überweisung am heimischen PC, wenn wie von Geisterhand neben der eingegebenen IBAN automatisch der Name der zugehörigen Sparkasse oder Bank auftaucht.
Auf diese Weise ließen sich Kunden der Sparkasse ziemlich einfach identifizieren.

Schritt 2: Jetzt muss das Programm nur noch die Ein- und die Ausfahrtzeit vergleichen, was ohnehin bei jedem Auto passiert, und wenn bei passender IBAN (s.o.) der Minuten-Wert kleiner als 30 ist, taucht im Display der zu zahlende Betrag 0,00 Euro auf, und das Kennzeichen wird zur Ausfahrt freigeschaltet.

Und das soll in einer Stadt mit technischer Exzellenz-Universität nicht möglich sein?

Das sind die Momente, in denen ich mich frage, wie die Amis 1969 zum Mond und zurück gekommen sind.

 

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© Ulrich Simons
Redakteur (1987-2019) - Fotojournalist - Blogger

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