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Ulrich Simons

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Fotojournalist (seit 1976)
Redakteur (1987 bis 2019)
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Couven Musaeum Parfümflakons

Wie feine Rokoko-Damen auf dem Weg zum Ballsaal: Titelfoto des Flyers zur Flakon-Ausstellung im Couven-Museum. // Foto: Holger Hermannsen / Route Charlemagne Aachen / Couven-Museum

 

14. November 2024

"Mutter hat alle mitgerissen"
1200 Parfumflakons im Couven-Museum

Alleine schon dieses Ausstellungsplakat: Wie eine feine Rokoko-Gesellschaft in farbenprächtigen Gewändern auf dem Weg zum Ballsaal. Doch die "Herrschaften" sind aus Kristallglas, und es sind auch keine Menschen. Es sind Parfümflakons. Vier aus insgesamt 1250, die ab Samstag und bis zum 18. März 2025 im Couven-Museum zu sehen sind. Es ist ein grobes Drittel der Sammlung der 2020 verstorbenen Ilse Sommer.

Über Jahrzehnte hinweg hatte die gebürtige Eupenerin rund 3000 außergewöhnliche und zum Teil seltene Flakons – von der Römerzeit bis in die Gegenwart, von der Miniatur bis zur großen Factise – zusammengetragen. Jetzt hat ihre Tochter Miriam Mutters Schatzkiste geöffnet.

 

Ganz unterschiedliche Materialien

Die Ausstellung beeindruckt mit einer Vielfalt an Formen und Themen. Kuratorin Carmen Roebers erläutert: „Beeindruckend sind die ganz unterschiedlichen Materialien, die das Parfüm umhüllten: Gold, Silber, Glas von Lalique, Porzellan aus Limoges, Emaille, Schildpatt, Perlen, Halbedelsteine, Ton, Terrakotta, Stein und Hartholz. Glas ist allerdings wohl eines der besten Materialien, um Parfum aufzubewahren, da sich der Duft hier besonders gut hält. Es darf allerdings nicht der Sonne ausgesetzt werden, deshalb hat man teilweise farbiges Glas, auch Waldglas genannt, verwendet.“

 

Couven Museum - Flakons

Miniatur Wunderland für die Augen: Nicht einfach nur Flakons, sondern auch Zeugnisse künstlerischer und gesellschaftlicher Strömungen. // Foto: Ulrich Simons

 

Heinrich Brötz, städtischer Beigeordneter für Bildung, Jugend und Kultur, war beeindruckt: "Ich komme gerade vom Schreibtisch - man taucht in eine andere Welt ab."

Zu den ältesten Behältnissen zählt eine kleine gläserne Parfümflasche aus dem vierten Jahrhundert vor Christus, zu den neuesten aktuelle Flakons von Nischenparfüms, die zum Beispiel alte, aber in Vergessenheit geratene Marken wieder aufgreifen.

„Besonders spannend ist, in welchem Kontext das Thema kuratorisch beleuchtet wird“, unterstreicht Kulturdezernent Heinrich Brötz. „Es werden ja nicht einfach nur Flakons ausgestellt. Ich finde es interesant, wie sich auch in diesem Thema gesellschaftliche Strömungen, Zeitgeschmack und Design widerspiegeln. Insofern ist das Couven Museum als Haus für bürgerliche Wohnkultur der ideale Ort für eine solche Ausstellung.“

 

Ab dem 19. Jahrhundert wurde sich gewaschen

Frank Pohle, Leiter der Route Charlemagne, ergänzt: „Natürlich spielte für uns bei der Themensetzung auch eine Rolle, dass wir in unserer Region eine erhebliche Parfümindustrie haben. Was wir hier machen, ist aus stadtgeschichtlicher Sicht auch ein Stück Industriegeschichte.“

Während beispielsweise im Barock Parfums in der "feineren Gesellschaft" zur Überdeckung der Körpergerüche dienten, hieß es ab dem 19. Jahrhundert: "Der Bürger wäscht sich." Parfüms wurden jetzt "popularisiert", die Individualität des Duftes fand sich auch im Design der Flasche wieder.

 

Couven Museum - Flakons

"Meine Mutter hat in den 1980er Jahren mit einer kleinen Sammlung angefangen, und die ist dann irgendwie aus dem Ruder gelaufen." - Miriam Sommer (re.) Tochter der 2022 verstorbenen Sammlerin Ilse Sommer, zusammen mit Kuratorin Carmen Roebers, Leiterin des Couven-Museums. // Foto: Ulrich Simons

 

Für Ilse Sommer war ihre Sammlung weit mehr als ein Hobby. Ihre Leidenschaft für Parfum-Flakons war für sie ein wahres „Lebenselixir“.

Der Duft „Soir de Paris“ von Bourjois stand am Anfang ihrer Faszination. Schon als Kind erlag sie dem Zauber des kobaltblauen Behältnisses, der sie jedes Mal in ihren Bann zog, wenn ihre Mutter das Parfüm auftrug. Mehr als ein Vierteljahrhundert lang durchstreifte sie Antiquitätenläden, Märkte und Ausstellungen auf der Suche nach neuen Schätzen für ihre Sammlung.

 

"Bei uns war jeden Tag Weihnachten"

„Meine Mutter hat eine Begeisterung für Flakons entwickelt, weil sie für sie die Seele des Duftes umhüllten“, erklärt Miriam Sommer, die Tochter der Sammlerin. „Diese Leidenschaft übertrug sich auf die gesamte Familie, Freunde und Bekannte. Mutter hat alle mitgerissen. Irgendwie haben in unserer Familie alle mitgesammelt, und alle freuten sich, wenn sie wieder ein besonderes Stück im In- oder Ausland entdeckt hatten und so zur Sammlung beitragen konnten.“

Und weil ständig neue Päckchen eintrafen, habe der Postbote auch nicht nur zweimal geklingelt. Miriam Sommer: "Bei uns war jeden Tag Weihnachten."

 

Couven Museum - Flakons

Krauses Haar, dicke rote Lippen: Der kleine Rassismus im Parfumregal. Le Golli Wogg von Vigny aus den 1920er Jahren. // Foto: Ulrich Simons

 

Die Geschichte des Parfüms begann vor 5000 Jahren und ist tief in religiösen und medizinischen Ritualen verwurzelt. Der Begriff "Parfüm" stammt vom lateinischen "per fumum" ("durch den Rauch"), was auf das Verbrennen aromatischer Stoffe verweist, das in Hochkulturen wie Ägypten oder Indien praktiziert wurde.

Die Ägypter entwickelten erste Techniken zur Duftgewinnung und nutzten Zimt und Myrrhe sowohl für religiöse Zeremonien als auch zur Körperpflege. In Salben und Ölen verwendeten sie Parfüms zur Heilung von Krankheiten.

Im neunten Jahrhundert verfeinerten arabische Alchemisten die Destillationstechniken und ermöglichten so die Herstellung reiner ätherischer Öle. Mit den Kreuzzügen gelangten exotische Düfte nach Europa und belebten die Parfümkunst.

 

Ein Duft aus Köln erorbert Europa

Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte die Parfümherstellung in Frankreich einen Aufschwung, und Apotheken waren die entscheidenden Akteure in der Herstellung.

Im 18. Jahrhundert etablierte sich das von Johann Maria Farina kreierte Eau de Cologne, das er als "italienischen Frühlingsmorgen" beschrieb. Der leichte, frische Duft wurde rasch in ganz Europa beliebt, vor allem in Frankreich.

Mit der späteren Einführung der Marke "4711", die sich ebenfalls an Farinas Kreation orientierte, erlangte Eau de Cologne zusätzliche internationale Beliebtheit.

 

Couven Museum - Flakons

Im späten 19. Jahrhundert wurde Kölnisch Wasser auch getrunken. Für Frauen war diese Art des Alkoholgenusses einfacher als der Besuch einer Gaststätte. Auch im Schlafzimmer fiel 4711 nicht weiter auf. // Foto: Ulrich Simons

 

Die ersten modernen Glasflakons entstanden im 18. Jahrhundert in Frankreich. Das Wort „Flakon“ stammt aus dem Französischen und bezeichnet kleine, kunstvoll gestaltete Fläschchen.

Die Vielfalt historischer Parfümbehältnisse war und ist immer noch beeindruckend. Ob aus Porzellan, mattem Glas oder vergoldet – Flakons nahmen Formen von Tieren, Früchten und Jagdszenen an und dienten nicht nur als Behältnis, sondern auch als Statussymbole. Da Düfte früher nur Wohlhabenden vorbehalten waren, verkörperte die kunstvolle Gestaltung den exklusiven Charakter des Parfüms.

 

Erotische Anspielungen

Flakons reflektieren Mythen, zeigen sinnliche oder erotische Anspielungen und vereinen technische sowie künstlerische Perfektion.

Hochwertige Verpackungen spielen ebenfalls eine zentrale Rolle, um emotionale Verbindungen zu schaffen und die Kaufentscheidungen der Konsumentinnen zu beeinflussen. Auch hier zeigt die Ausstellung einige Beispiele.

Am Ende kommt dann doch noch die Nase zum Einsatz: An einer Duftbar lassen sich 25 unterschiedliche Gerüche "erschnüffeln". Wer die Nase voll hat, der macht mit Hilfe einer Dose Kaffebohnen ein "Nasen-Reset". Dann ist wieder Platz für den nächsten Duft.

Begleitend zur Ausstellung erscheint eine reich bebilderte Broschüre zum Preis von acht Euro. Sie ist an der Museumskasse erhältlich und kann auch per Post bestellt werden.

 

Mit Material von Presseamt Stadt Aachen

 

Couven Museum - Flakons

Sexy oder sexistisch? Flacons aus der Serie "Boudoir" der Schauspielerin Vivienne Westwood. // Foto: Ulrich Simons

 

Infos & Rahmenprogramm

Kuratorinnenführungen
mit Kuratorin Carmen Roebers
So 24.11.24 / 26.01.25 / 23.03.25 und 13.04.25, jeweils um 11 Uhr
Kosten: Museumseintritt, zzgl. 2 Euro

Führungen durch die Ausstellung
Jeden 1. und 3. Samstag, jeweils um 15 Uhr
23.11.24 / 07.12.24 / 21.12.24 / 04.01.25 / 18.01.25 / 01.02.25 /
15.02.25 / 15.03.25 / 05.04.25 / 20.04.25 / 03.05.25 / 17.05.25
Kosten: Museumseintritt, zzgl. 2 Euro

Senior*innenführungen
Do 13.02.25 und 08.05.25, jeweils um 11.00 Uhr

Lesung
Mit dem Krimiautor René Anour anlässlich des National Fragrance Day
Fr 21.03.25, 18–20 Uhr
Kosten: Museumseintritt.
Anmeldung erforderlich! (ab Februar 2025)
Mail: centre-charlemagne@mail.aachen.eu
Tel.: +49 241 432-4956

Aktionstag „Dem Duft auf der Spur!“
So 23.03.25, 10–17 Uhr
Eintritt frei!

Mottotag „Düfte der Dankbarkeit“
Muttertag im Couven Museum
So 11.05.25, 10–17 Uhr
Kosten: Eintritt für Mütter frei!

Internationaler Museumstag – Finissage
So 18.05.25, 10–17 Uhr
Eintritt frei

 

Couven Museum - Flakons

Riecht so wie es aussieht: Harry Potter's "Magical Essence Courage" beginnt laut Werbung "mit einer lebendigen Kopfnote aus Bergamotte, Apfel und schwarzer Johannisbeere, die eine frische Aura schafft. Im Herzen des Duftes entfaltet sich ein opulentes Bouquet aus feinem Irispuder, Veilchenblatt-Öl, einem Ensemble weißer Blumen und der edlen Nuance der Rose. In der Basisnote verschmelzen Moschus, Sandelholz, Patschuli-Öl und ein Hauch von Vanille zu einem magischen Finale." - Kann mal bitte einer das Fenster aufmachen? // Foto: Ulrich Simons

 

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© Ulrich Simons
Redakteur (1987-2019) - Fotojournalist - Blogger

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