Als Anfang März an der Ecke Amsterdamer Ring/Lütticher Straße die Bauarbeiter anrückten, hatte manch einer schon gehofft, dass es jetzt mit dem zweiten Bauabschnitt zum Umbau der Lütticher Straße zwischen Körnerstraße und Ring losgeht. Doch die Regionetz verlegt nur ein paar Rohre. // Foto: Ulrich Simons |
04. April 2020
Alles nochmal auf Anfang:
Lütticher Straße Teil 2 frühestens 2022
"Gut Ding", so weiß der Volksmund, "will Weile haben". Leider wird im Umkehrschluss nicht alles umso besser, je länger es sich hinzieht. Wenn es so wäre, müsste der Umbau der Lütticher Straße zwischen Körnerstraße und Amsterdamer Ring ein echter Knaller werden.
Seit mehr als elf (!) Jahren beschäftigen sich Bezirksvertretung Mitte, Mobilitätsausschuss und die Verwaltung mit der Umgestaltung der Ausfallstraße im Aachener Westen zwischen Schanz und Brüsseler Ring. Am 27. Oktober 2008 taucht das Stichwort "B264 - Lütticher Straße / Vorentwurf" zum ersten Mal auf der Tagesordnung des Mobilitätsausschusses auf.
(Das kann man wunderbar im Ratsinformationssystem der Stadt recherchieren. Gehen Sie auf der Ratsinfo-Seite links im Menü auf das Stichwort "Textrecherche", und geben Sie in der Suchmaske den Begriff "Lütticher Straße" ein. Klicken Sie dann in dem Rahmen darunter auf den etwas versteckten, nach unten weisenden Doppelpfeil oben rechts.
In dem sich öffnenden zweiten Rahmen scrollen Sie in dem Auswahlmenü "Gremium" bis zum Stichwort "Mobilitätsausschuss", markieren den Eintrag mit einem einfachen Mausklick und klicken dann darunter auf das Feld "suchen". Mit den angezeigten Ergebnissen - leider nicht chronologisch sortiert - dürften Sie eine Weile beschäftigt sein.)
Viele hatten daher gehofft, dass es endlich losgeht, als Anfang März die Mittelinsel am Amsterdamer Ring entfernt und Baugerät herangeschafft wurde. Wie sich herausstellte, hatte das Treiben an der Kreuzung aber einen anderen Hintergrund.
Erster Bauabschnitt nicht ganz gelungen
Im Mai 2014 war der erste Bauabschnitt zwischen Schanz und Körnerstraße in Angriff genommen worden. Bäume wurden gefällt, unzweckmäßige, zu kurze Parkbuchten im 90-Grad-Winkel zur Fahrbahn angelegt, wo ein spitzer Winkel besser und sicherer gewesen wäre, Radfahrstreifen auf der Fahrbahn markiert, Hausanschlüsse und Kanalisation auf Vordermann gebracht, neuer, lärmoptimierter Asphalt aufgetragen.
Ein Jahr später war alles fertig. Die Mittelmarkierung fehlt bis heute.
Die Arbeiten für den ersten Abschnitt hatten noch gar nicht begonnen, da stellte der Mobilitätsausschuss bereits die Weichen für die Zeit danach, nachzulesen in der Sitzungsvorlage vom 21. März 2013:
"Der 2. Bauabschnitt von Körnerstraße bis Amsterdamer Ring ist 720 m lang. Der Ausbau ist gem. Haushaltsplan ab 2014/15 vorgesehen."
Unvergessene Rechenakrobatik
Irgendwie geriet die Sache dann aber ins Stocken. Es gab Probleme mit den Bäumen und den Parkplätzen unter den Bäumen und den Besitzern der Autos, die unter den Bäumen standen.
Die Geschichte, wie der OB und seine damalige Baudirektorin Regina Poth den Anwohnern bei einem Lokaltermin vorrechneten, wie man durch den Wegfall von Parkplätzen am Ende mehr hat als vorher, erzählt man sich im Viertel heute noch schenkelklopfend.
Sie ging etwa so: Das "wilde Parken" am rechten Straßenrand (stadtauswärts) sollte zwischen Hasselholzer Weg und Amsterdamer Ring in geordnete Bahnen gelenkt werden, mit baulich angelegten Parkbuchten und Bäumchen dazwischen. 20 schöne, normgerechte Parkplätze sollten auf diese Weise entstehen.
Das sind zwar weniger Abstellmöglichkeiten als heute, aber weil die aktuellen Parkplätze eigentlich gar keine sind, zumindest keine richtigen, können sie auch nicht wegfallen, weil es sie planungsrechtlich gar nicht gibt. Also 20 neue Parkplätze. Die Anwohner waren platt.
Jedenfalls passierte daraufhin erst mal jahrelang nichts mehr.
Im Herbst vergangenen Jahres schien dann endlich wieder Bewegung in die Angelegenheit zu kommen. Auf Anfrage teilte das städtische Presseamt mit, die Regionetz plane 2020, also dieses Jahr, eine Modernisierung der Versorgungsleitungen in besagtem Teilstück der Lütticher Straße. Danach, also voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2020, könnte dann der Umbau starten.
Eine durchaus sinnvolle Abfolge der Baumaßnahmen, denn andersherum hätte die Regionetz gleich die funkelnagelneue Straße wieder aufreißen müssen.
Neue Planung für Radfahrer und Bäume
Tankstellenbetreiber Herbert Schütt, dem noch der Ärger mit der Reparatur im Jahr 2012 in den Knochen steckte, traf fast der Schlag. Nicht schon wieder!
Durch den Betreiberwechsel des Franziskushospitals hätte er beinahe Ende Februar seine ESSO-Tankstelle schließen müssen. In letzter Minute konnte der Vertrag mit der Uniklinik, auf deren Grundstück seine Zapfsäulen stehen, um zwei Jahre verlängert werden.
Und jetzt die Baustelle? Da hätte er ja gleich zumachen können.
Schütt dürfte dann auch einer der wenigen sein, die sich über die Nachricht freuen, die jetzt auf meine Anfrage hin aus dem städtischen Presseamt kam. Wörtlich:
"Laut Abstimmungsliste mit der Regionetz erfolgen die Leitungsarbeiten in den Jahren 2021/2022. Die städtische, vom Fördergeber bewilligte Planung steht vor einer Umplanung. Aspekte des zukünftigen Radverkehrs und auch Fragen zum Baumschutz und zur Begrünung müssen anders als bisher erfolgt berücksichtigt werden.
Voraussichtlich wird bis Ende 2020 ein neuer Planungsbeschluss gefasst. Anschließend muss beim Fördergeber ein Änderungsantrag gestellt werden und die Ausführungsplanung ausgearbeitet und beschlossen werden. Ein Baubeginn für den Straßenbau ist im Jahr 2022, nach den Leitungsarbeiten der Regionetz, denkbar."
Nachdem Corona derzeit auch den Betrieb von Politik und Ausschüssen erheblich lahmlegt und auf unabsehbare Zeit weiter lahmlegen wird, dürften weitere Verzögerungen nicht ganz ausgeschlossen sein.
Vielleicht geht alles ja auch erst 2022 los.
Dann hätte Herbert Schütt richtig Glück gehabt.
Sein Pachtvertrag für die Tankstelle endet am 31. Dezember 2021.
Mir kumme met alle Mann vorbei: In den Sommerferien 2012 erhält Aachens damals schlimmste Schlaglochpiste, die Lütticher Straße zwischen Amsterdamer Ring und Körnerstraße, im Rahmen einer geradezu sensationellen (keine Ironie!) Aktion innerhalb von nur einer Woche eine neue Asphaltdecke. // Foto: Archiv Ulrich Simons |
|