Völlig neue Einsichten und Erkenntnisse: Die Zufahrt zum Falter-Parkplatz an der Nikolausstraße erfolgt derzeit aufgrund zahlreicher Baustellen geradewegs durch den Corona-bedingt verwaisten Puff. // Foto: Ulrich Simons |
aktualisiert 13. Mai 2021
12. Mai 2021
Weil überall gebaut wird:
Durch den Puff zum Parkplatz
Irgendwann in einem besonders nachrichtenarmen Sommer in meinem früheren Leben hatte ein Kollege bei den "Nachrichten", der für seine unterhaltsamen "Stadtspaziergänge" bekannt war, die Idee für diese wunderbare Serie. Seitdem geisterte sie jedes Jahr im Sommerloch durch die Lokalredaktion. Titel: "E Röndche dörch d'r Puff."
Da ist natürlich nie was draus geworden, weil sich sowas für eine anständige Familienzeitung nicht gehörte. Der hochverehrte Verleger hätte uns was anderes erzählt.
Was wir uns in all den Jahren nicht getraut haben, hat die Stadt jetzt Wirklichkeit werden lassen: Autofahrer, die auf dem Privatgelände an der Ecke Nikolausstraße/Antoniusstraße einen Pkw-Stellplatz gemietet haben, kommen seit ein paar Tagen in den "Genuss" einer ganz exquisiten Parkplatzzufahrt.
Im Rahmen von fortschreitenden Vorarbeiten für den Abbruch des Büchel-Parkhauses müssen nämlich in der Nikolausstraße Fernwärmeleitungen verlegt werden. Während der Arbeiten, die im Auftrag der RegioNetz Aachen vorgenommen werden, ist seit Montag, 10. Mai, bis voraussichtlich Ende Mai der untere Straßenabschnitt gesperrt.
Das Unding im Schatten des Granusturmes. Die momentan Corona-verwaiste Antoniusstraße ist eine städtebauliche Katastrophe mitten in der Altstadt. Schade, dass sie von der "Aufbruchstimmung" am Büchel nur teilweise erfasst und sich dort vermutlich in den nächsten Jahrzehnten nichts ändern wird. Wenn man schon meint, dass Aachen Mitten in der Altstadt einen Puff braucht, könnte man den Mädels wenigstens mal eine anständige Immobilie dort hinstellen. Schlimmer als das "Aquis Plaza" kann's ja kaum noch werden. (Das Gebäude rechts mit den verbretterten Fenstern und dem großen Rolltor war mal die rückseitige Lieferantenzufahrt des Möbelhauses Grossmann in der Kleinkölnstraße.) // Foto: Ulrich Simons |
Weil gleichzeitig in der oberen Nikolausstraße an der Ecke Kleinkölnstraße an einem Privathaus ein stattliches Gerüst steht und zudem auch in der Mefferdatisstraße gearbeitet wird, erfolgt die Zufahrt zum zentralen Abschnitt der Nikolausstraße samt Parkplatz in dieser Zeit über Komphausbadstraße, Bädersteig (also hinter Lust for Life rechts durch die Fußgängerzone), Mefferdatisstraße und Antoniusstraße.
Das hätte ganz lustig werden können, doch die an sich spektakuläre Aktion wird leider durch Corona ausgehebelt. Im verkehrsberuhigten "Sträßchen" arbeitet zurzeit kein Mensch.
Gleich nebenan verbreitet an diesem Vormittag Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen bei der vermutlich letzten Pressekonferenz vor dem legendären Parkhaus am Büchel Zuversicht: „Der Büchel symbolisiert die Aufbruchstimmung in unserer Stadt.“
Schade, dass es wie so oft in Aachen wieder nur halber Kram wird und die "Aufbruchstimmung" gleich hinter dem Parkhaus in der schäbigen Antoniusstraße schon wieder endet. Für einen wirklichen Aufbruch hätte man die am besten gleich mit plattgemacht.
Nachtrag
Am ehemaligen Standort des Möbelhauses Grossmann in der Kleinkölnstraße hat sich im März 2010 der Kunst- und Möbelhandel "L'Artisan" einquartiert. Inzwischen ist der zentrale Glaspavillon samt Warenangebot verschwunden und der Innenraum freigeräumt. Dort schwimmen jetzt alberne Plastik-Entchen in einem nachgeäfften, wasserlosen Pool. // Foto: Archiv Ulrich Simons |
Auf der anderen Seite der heute verbretterten Backstein-Fassade in der Antoniusstraße (Bild oben) befand sich in der Kleinkölnstraße viele Jahre lang das Möbelhaus Grossmann. Im Jahr 2003 stehen Haus und Grundstück zum Verkauf.
Zitat aus einem Artikel in den "Aachener Nachrichten" vom 20. November 2003:
„Dass wir unsere Immobilie trotz gut laufender Geschäfte verkaufen wollen, geschieht mit Blick auf die Zukunft”, sagen die drei Urenkel des Firmengründers. „Es ist uns wichtig, rechtzeitig einen Käufer zu finden, der an dieser doch besonderen Stelle zu einer Lösung kommt, die dem Grundstück und der Stadt gut zu Gesicht steht.”
Ganz offensichtlich ist daraus nichts geworden ...
Selbst der Neuen Zürcher Zeitung (ohne "i") war das Thema im September 2017 eine ganze Seite wert.
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