So wie 1970 im Reitstadion in der Soers sieht es heute noch an manchem Sommerabend im Westpark aus. Seit der ALRV sein Stadion professionell bewässert, herrscht zumindest in der Soers nachts Ruhe. // Foto: Stadt Aachen |
29. Juli 2021
Glossiert
Verwaltung ratlos:
"Psssst!" funktioniert nicht
Manchmal ist man ja schon ein bisschen fassungslos, mit welcher Naivität die Verwaltung die aktuellen Probleme in der Stadt angeht.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich rede hier nicht von dem etwas eklatanten Missverhältnis zwischen den mageren 250.000 Euro Soforthilfe für die Bewohner:innen des vom Inde-Hochwasser überschwemmten Kornelimünster und den mehr als 62.000 Euro für den roten Anstrich der neuen Premium-Fahrrad-Piste Lothringer Straße.
Es brennt ja auch noch an anderen Ecken. In Aachens Parks zum Beispiel, wo nach Mitteilung der Stadt vom heutigen Donnerstag "die Situation durch Lärmbelästigung weiter angespannt ist".
Heißt in einfacher Sprache: Da tanzen fast jeden Abend bis spät in die Nacht die Puppen, und die Anwohner bekommen kaum noch ein Auge zu.
Ordnungsamt löste täglich die Party auf
Weil Informationsgespräche (das steht so wörtlich in der Pressemitteilung der Stadt: "Informationsgespräche") über die Nachtruheregelung ab 22 Uhr und die Bitte um Rücksichtnahme nicht von Erfolg waren, musste der städtische Ordnungs- und Sicherheitsdienst (OSD) den Westpark aufgrund der anhaltenden Ruhestörungen in letzter Konsequenz täglich räumen.
Bei der Gelegenheit: Vielleicht könnte man ja auch mal das eine oder andere "Informationsgespräch" mit den Rasern führen, die wie die Irren über den neuen Zebrastreifen an der unteren Lütticher Straße brettern und denen die 30er Zone vor dem Couven-Gymnasium genauso tangential am Gesäß vorbeigeht.
Die Stadt hatte kürzlich eine niedliche Idee, deren Durchschlagskraft im Vorfeld wohl etwas überschätzt worden war: Auf Schildern in den Parkanlagen, in der Presse und in den Sozialen Medien hatte sie mit der Aktion „Psssst“ für mehr gegenseitigen Respekt und für Ruhe in den Abend- und Nachtstunden geworben.
Das mag vielleicht noch bei Erstklässlern funktionieren - bei einem Rudel alkoholisierter Hardcore-Brutzler mit Ghettoblaster dürfte sowas allenfalls brüllende Heiterkeit auslösen.
Hinzu kommt: Bei manchen vor allem männlichen Zeitgenossen kann der Anblick des Schriftzuges "Psssssst!" zu vermehrtem Harndrang führen, und schon haben wir das nächste Problem, denn im Westpark gibt es weit und breit kein Klo.
Tipp: Professionelle Rasenpflege als Mittel der Lärmvermeidung
Jetzt sinniert die Stadt über "weitergehende Maßnahmen" und droht mit der nächsten Eskalationsstufe, wohl wissend: "Eine Schließung des Parks wäre auch zum Nachteil der vielen Menschen, die sich an die Regeln halten und den Park als Entspannungsort zu schätzen wissen und kann daher nur das letzte Mittel sein."
Ich hätte da eine andere Idee fürs kommende Jahr (wird wahrscheinlich aufgrund des technischen Aufwandes in dieser Saison zeitlich nicht mehr hinhauen):
Wie wäre es denn, wenn man unter den am intensivsten genutzten Arealen des Parks Wasserleitungen verlegt und alle zehn oder zwanzig Meter im Rasen einen Rasensprenger installiert. (Bevor jetzt Einwände kommen: Am besten mit leichtem Gefälle, so dass man die Rohre vor der Frostperiode leerlaufen lassen kann, damit sie nicht einfrieren und platzen.)
Jeden Abend um 22 Uhr heißt es dann nach heißen Sommertagen: "Wasser marsch!", und der Park wird gesprengt. Also nicht mit Kawumm, sondern mit Wasser.
Ist das Problem gelöst.
Ruhe kehrt ein, die Brandgefahr geht gegen Null (weil sich die glühende Holzkohle vom Grill unter dem Wasserstrahl auch gleich in Rauch auflöst), und die Anwohner und der Rasen freuen sich.
Weitere Tipps zum Thema "nächtliche Bewässerung von Rasenflächen" gibt bei Interesse sicher gerne der Aachen-Laurensberger Rennverein.
Der hat nicht nur in seinem Stadion in der Soers den grünsten und schönsten Rasen in ganz Aachen - seit die ihr Grün professionell wässern, sind dort auch keine Wild-Griller und andere Chaoten mehr gesichtet worden.
Das letzte Mal war beim Pop-Festival 1970.
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