Seltsames Sammelsurium: Ein ausrangierter Plateau-Anhänger, ein ehemaliger Luxus-Tourer auf zwei Rädern und ein ausgeschlachtetes Schmalspur-Messwägelchen aus Berlin. // Foto: Ulrich Simons |
30. Dezember 2022
Jetzt wiedereröffnet:
der Schrottplatz vom Kronenberg
Fällt das jetzt schon unter "Brauchtum"? Ziemlich genau vor einem Jahr habe ich erstmals über den kleinen Parkplatz am Kronenberg unterhalb von Sparkasse und Poststelle berichtet, nachdem Anwohner sich beschwert hatten, dass dort ein kleiner Autofriedhof entstanden war.
Das Ordnungsamt reagierte schnell, nach ein paar Tagen war der Parkplatz wieder tipptopp - doch jetzt geht das Theater offenbar wieder los.
Das erste, was vor einigen Wochen auffiel, war eine kennzeichenlose Suzuki GV 1400 "Cavalcade", ein leicht in die Jahre gekommenes, ehemals ziemlich luxuriöses Vier-Zylinder-Touren-Motorrad, das man eher auf nordamerikanischen Highways als im Aachener Südwesten verorten würde. Und wenn, dann in einer Garage.
In den USA wechselte das Wohnmobil auf zwei Rädern Mitte der 1980er Jahre für 8000 Dollar den Besitzer, in Schweden für 93000 Kronen, was nach heutigem Wechselkurs rund 9000 Euro entspricht.
Dieses Prachtstück vergangener Tage steht nun ungeschützt bei Wind und Wetter auf dem kleinen Parkplatz gegenüber der Lisztstraße, und sollte das Ordnungsamt zum Aufräumen kommen, vorsorglich der Hinweis: Das Schlachtschiff wiegt 355 Kilogramm.
Schmalspur-Messwägelchen aus Berlin
Gleich daneben hat sich der Besitzer eines Plateauanhängers zwanglos von seinem Fahrzeug getrennt, und dann gab es in der vergangenen Woche noch einen ziemlich kuriosen Neuzugang: Ein überwiegend oranges Wägelchen des Berliner (!) Unternehmens Eagle Eye Technologies, in dessen Heck sich den zurückgebliebenen Kabeln nach zu urteilen einmal ziemlich viel und teure Elektronik befunden haben muss, die der Absteller ordentlich ausgebaut hat.
Die Firma beschäftigt sich nach eigenen Angaben mit dem präzisen, mobilen Erfassen von Infrastrukturdaten, worunter ich mir in Verbindung mit solchen Wägelchen sowas wie Google Earth vorstelle.
Auf der Internetseite von Eagle Eyes Technologie erfährt man, dass "die mobile, berührungslose Datenerhebung durch bildgebende und digitale Verfahren" zum Kerngeschäft des Hauses gehört, "um alle relevanten Infrastrukturdaten mit höchstmöglicher Präzision und Qualität zu erfassen". Bei dem auf Hanbruch geparkten Kamerawägelchen dürfte es sich um die Überreste eines der erwähnten "Schmalspurmessfahrzeuge" handeln.
Anschrift und Kontaktdaten des Vorbesitzers finden sich praktischerweise auf der einzigen Seitenverkleidung, die der letzte Fahrer nicht demontiert hat. Die Kontaktaufnahme dürfte sich von daher recht einfach gestalten.
Bleibt die Frage, was die Berliner mit ihrem Schmalspurmessfahrzeug in Aachen gemacht und warum sie es nicht wieder mit nach Hause genommen haben.
Die Anfrage läuft. Sobald mir Firmenchef Dr. Johannes Ludwig geantwortet hat, erfahren Sie es hier.
Nachtrag vom 04. Januar
Die Antwort der Adleraugen aus Berlin: "Das Fahrzeug war leider nicht mehr einsatzfähig. Es wurde aufgrund dessen von uns abgemeldet und an einen Autoverwerter in Aachen verkauft."
Am Abend waren Motorrad und Messwägelchen verschwunden. Nur der Plateu-Anhänger stand noch halb in den Büschen.
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