Der Streit ums mittlerweile nicht mehr erlaubte aufgeschulterte Gehwegparken in der oberen Sanatoriumstraße wird immer toller. In einem Beitrag der AZ behauptet die Stadt nun, dort habe nie ein entsprechendes Schild gestanden. // Foto: Ulrich Simons |
20. Oktober 2023
Parken in der Sanatoriumstraße:
Die Stadt erzählt Unsinn
Ich würde im Moment noch nicht so weit gehen zu behaupten, dass die Stadt die Unwahrheit sagt. Aber was die Verwaltung auf dem Umweg über das städtische Presseamt meinem Ex-Kollegen Christian Rein in den Block diktiert hat, ist Unsinn.
Entsprechend "schief" ist heute sein Bericht in der AZ, was aber der Zeitung nicht anzulasten ist: Aus falschen Informationen kann nun mal kein richtiger Artikel entstehen.
Stadt behauptet: "Da war nie ein Schild"
Das Aufreger-Thema "Parken in der oberen Sanatoriumstraße" hat einen Monat nach meiner Veröffentlichung in diesem Blog auch die AZ erreicht. Allerdings mit einer für die Anwohner überraschenden Wendung.
Am Donnerstag behauptete die Stadt auf Anfrage der Zeitung nämlich, "das Gehwegparken in der Sanatoriumstraße sei gar nicht beschildert gewesen. Es sei dort aber offenbar gängige Praxis gewesen, ohne dass es jemand geahndet hätte".
Diesem zügellosen Treiben hat die Stadt vor ein paar Tagen einen Riegel vorgeschoben und verteilt seitdem freigiebig Knöllchen an die 50-Prozent-Gehwegparker.
Die waren aus allen Wolken gefallen, weil sie der 55-Euro-Strafzettel völlig unvorbereitet traf. Mittlerweile verdichtet sich das Gerücht, dass offenbar einer der Ihrigen sie bei der Stadt angeschwärzt hatte.
Wahr ist: Die Praxis des aufgeschulterten Parkens in der oberen Sanatoriumstraße hat jahrzehntelang bestanden und war auch entsprechend beschildert, nur ist das Schild irgendwann einmal in Schieflage geraten und am Ende vermutlich einfach abgefallen.
Die halbe Straße wird das - sofern nicht später erst zugezogen - auf Anfrage bestätigen. Entsprechende Schilder, die seinerzeit weit verbreitet waren, sind übrigens gleich eine Straße weiter, im Moreller Weg, noch zu besichtigen.
Parkverbot bis hinauf zur Lütticher Straße?
Das Thema schlägt hohe Wellen, die mittlerweile 26 Kommentare im Internet-Portal der AZ (Stand Samstagmorgen) haben eine eindeutige Tendenz und sind absolut lesenswert. Die Stadt kommt dabei nicht besonders gut weg.
Ein ganz schlauer Zeitgenosse unter den Kommentatoren meinte darauf hinweisen zu müssen, dass bereits ab der Ecke Sanatoriumstraße/Morillenhang auf der Straßenseite bergauf ein eingeschränktes Halteverbot bestehe. (Das Schild hätte man sich eigentlich sparen können, denn die Sanatoriumstraße besteht in der unteren Hälfte gegenüber dem Ärztehaus bis auf wenige Meter Bürger*innensteig fast ausschließlich aus Garagenzufahrten. Da käme vermutlich ohnehin kein Mensch auf die Idee, zu halten oder gar zu parken.)
Das Halteverbotsschild im unteren Bereich der Sanatoriumstraße (das Schild steht rechts außerhalb des Bildausschnitts) ist im Grunde überflüssig, weil die bergauf rechte Seite bis zum Beginn des umstrittenen Parkstreifens fast ausschließlich aus Garageneinfahrten besteht. // Foto: Archiv Ulrich Simons |
Messerscharf schlussfolgert der Kommentator, dass das Halteverbot demnach die ganze Straßenseite bis zur Einmündung in die Lütticher Straße erfassen müsse, da es ja nirgendwo im weiteren Verlauf aufgehoben werde.
Jahrelang per Schild angeordnet
Das ist natürlich nur bedingt richtig: Jahrzehntelang wurde das eingeschränkte Halteverbot durch ein Schild am Laternenmast zwischen Hausnummer 3 und 5 aufgehoben, das ab dort bis zur Einmündung in die Lütticher Straße aufgeschultertes Parken nicht nur erlaubte, sondern sogar ausdrücklich anordnete, und von dessen Existenz die Stadt heute nichts mehr wissen will.
Eine Mitarbeiterin der Physio-Praxis Rob Kisters im Ärztehaus berichtete damals, sie habe nach dem Ab-Fall des Parkschildes eine Politesse gefragt, ob das eingeschränkte Halteverbot jetzt durchgängig bis zur Lütticher Straße gelte.
Sinngemäße Antwort: Das könne schon deshalb nicht sein, weil ein solches Verbot nach einer gewissen Wegstrecke wiederholt werden müsse, was in der Sanatoriumstraße nicht der Fall sei. Deswegen werde das aufgeschulterte Parken dort weiterhin geduldet.
Einer, der es genau wissen müsste ...
Woher ich das alles so genau weiß? Von 1988 bis 2017 habe ich im Haus Sanatoriumstraße 11 gewohnt, das heute genau gegenüber der Zufahrt zum Parkdeck des 2003/2004 gebauten Ärztehauses liegt.
Damals waren auf der Sanatoriumstraße hin und wieder leicht überdimensionierte Baufahrzeuge unterwegs, und ich meine mich dunkel zu erinnern, dass ungefähr seit dieser Zeit das blau-weiße Parkschild schief hin. Nicht auszuschließen, dass eine der Baumaschinen das Schild gestreift hatte. Wenig später war es dann ganz weg.
Vielleicht fragt die AZ aber einfach mal bei Aachens oberstem Verkehrsmanager nach. Uwe Müller hat einige Jahre lang mit mir im gleichen Haus in der Sanatoriumstraße gewohnt. Er müsste sich eigentlich noch problemlos an das Schild im oberen Teil unserer Straße erinnern ...
Millimeterarbeit. Mit den Fahrern der Sattelzugmaschinen, die im März 2003 die schweren Baumaschinen nach getaner Arbeit auf dem Baugelände für die Parkpalette des Ärztehauses die schmale Sanatoriumstraße hochfuhren, hätte ich nicht tauschen wollen. // Foto: Archiv Ulrich Simons |
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