Es zappelt und spritzt, und dann herrscht Ruhe: Herbert Brandt lässt einen Kescher voller Karpfen zu Wasser. Die stellen sich vorsichtshalber erst einmal tot. // Foto: Ulrich Simons |
21. Juni 2020
Neues Leben im Hangeweiher:
Die Fische sind zurück
Von einem Augenblick auf den anderen ist Stillstand. Eben noch herrschte hektisches Gewimmel und Gezappel im Kescher, Wasser spritzte - und jetzt, endlich in Freiheit, spielen die beiden Karpfen "Toter Mann" und dümpeln in stabiler Seitenlage am Rande des Weihers vor sich hin. Kein Mucks. Akku leer.
"Die kommen gleich wieder", beruhigt Herbert Brandt einige Knirpse am Ufer, die sich sorgenvoll ("Ist der jetzt too-hot???) an ihre Eltern gewandt hatten.
Ist er nicht. Ein sanfter Stups mit einem Ast, und plötzlich kommt Leben in die Gräten. Die Schwanzflosse setzt sich träge in Bewegung, und die ersten Luftbläschen steigen wieder auf. "Dem war vielleicht das Wasser zu kalt, oder der Umzug zu stressig", vermutet Brandt. Auch Nummer zwei wird so per "Handstart" wieder zum Leben erweckt.
Der Mann kennt seine Pappenheimer. Seit Mitte der 60er Jahre sind er und seine Freunde vom 1. ASV Forelle 1965 e.V. (ASV steht für "Angelsportverein") für die Fische im Hangeweiher, dem Kupferbach-Stauweiher und dem Westparkweiher zuständig.
Auch diesmal behält er Recht. Minuten später sind die Totgeglaubten im trüben Wasser des Hangeweihers verschwunden.
Ausweichquartier im Kupferbach-Stauweiher
Der künstlich aufgestaute See im Aachener Westen ist seit Samstag wieder bewohnt. Die freundlichen Angler vom ASV Forelle, die im vergangenen Jahr beim Abfischen des Gewässers geholfen hatten, weil der Überlauf repariert werden musste, brachten jetzt die damals ausquartierten Fische in einem großen 2000-Liter Wassertank aus dem Kupferbach-Stauweiher zurück. Insgesamt 80 Kilogramm, vor allem Karpfen, Brassen und Rotaugen.
Am frühen Morgen hatten die Vereinsmitglieder rund um den Stauweiher zwischen Monschauer- und Eupener Straße ihre Angeln ausgeworfen, um im Hangeweiher wieder für Leben zu sorgen. Damit der Umzugstag für die Teilnehmer der Fahrt möglichst angenehm wurde, hatten die Fänger ihre Köder auf so genannte "Schonhaken" gesteckt, die sich - weil mit gerader Spitze und ohne Widerhaken - relativ schmerzfrei aus dem Maul des Fisches lösen lassen.
Die machten von dem Angebot regen Gebrauch, so dass gegen 13 Uhr am Kupferbachweiher die Reusen gut gefüllt waren und die Männer Feierabend machen konnten. Eine Stunde später bog dann der Fischtransporter auf das Hangeweiher-Gelände.
Frische Fische für den Hangeweiher. Herbert Brandt und seine Vereinskameraden vom ASV Forelle brachten die neuen Bewohner in einem 2000-Liter-Tank aus dem Kupferbach-Stauweiher. // Foto: Ulrich Simons |
Der Rest der Arbeit war schnell erledigt. Mit dem Kescher entnahmen die Angler die Fische aus dem Wassertank und setzten sie in den Weiher. In einer guten halben Stunde war die ganze Aktion erledigt. Zeit für einen Kaffee mit den Jungs vom Bootsverleih.
Die haben im Moment neben Corona ganz andere Sorgen. Irgendwelche Hirnis haben noch zu Zeiten des Vorbesitzers mit einigen ihrer Tretboote "Schiffe versenken" gespielt. Die Plastik-Bötchen liegen jetzt halb vollgelaufen am Rande der Anlage und warten drauf, gehoben zu werden. "Dafür brauchen wir einen Kran", gehen die neuen Pächter im Geiste schon mal die Rechnung durch.
Ziemlich weit draußen auf dem Weiher, gerade noch erkennbar, blubbern ein paar Luftbläschen an die Wasseroberfläche. "Da schwimmen sie", freuen sich Herbert Brand und seine beiden Kollegen.
Mission erfüllt. Kaffee alle. Wochenende.
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