Sie hatten für einen kurzen Moment geglaubt, sie wären mit der Arbeit fertig. Doch unter der kleinen Kirche am Moreller Weg schlummerte für Baggerfahrer Manfred "Manni" Mandelartz und seinen Kollegen Daniel Robens noch eine ziemlich dicke Überraschung. Über Sinn und Zweck des gewaltigen Betonklotzes gibt es unterschiedliche Vermutungen. Es dürfte sich mit großer Wahrscheinlichkeit wegen des Gefälles der Straße und der Bodenbeschaffenheit um eine "Rutschsicherung" für die Kirche gehandelt haben. // Foto: Ulrich Simons |
17. April 2021
Tonnenschwere Überraschung
unter dem früheren Altar
Am Ende der dritten Arbeitswoche an der Ecke Moreller Weg / Franziskusweg kann man ohne zu übertreiben sagen: Sowohl von der Gesteinsmenge her als auch vom Zeitaufwand haben die Abbruch-Spezialisten Manfred "Manni" Mandelartz und sein Kollege Daniel Robens von der Würselener Firma BHR zwei Kirchen abgerissen - eine über der Erde, und eine, die erst sichtbar wurde, als die erste Kirche abgetragen war.
Denn die Annahme, dass sich unter dem Gebäude der neuapostolischen Kirche (NAK) nur noch ein Kriechkeller befand, sollte sich als allzu optimistische Fehleinschätzung herausstellen: Der Boden des Kellers und die Außenmauern ruhten auf einem Ringfundament mit einigen kreuz und quer verlaufenden Rippen, auf denen die tragenden Wände der Kirche standen.
Die Rippen waren wie das ganze Fundament aus massivem Beton. Hierzu hatten die Bauleute vor 25 Jahren eine sogenannte Schalung gebaut und in diese mit Beton gefüllt.
Damit das Ganze schön stabil wurde, hatte man in der Schalung alle paar Meter große, tiefe Löcher gebohrt und dort Beton hineinlaufen lassen, der nach seinem Abbinden und Erstarren das Fundament wie mit einer Art Dübel im Erdreich festhielt.
Das alles war absehbar und nicht unerwartet, und der Rückbau verlief auch im südlichen Bereich der ehemaligen NAK (also da, wo früher der Eingang gewesen war), bis auf die in Styropor eingepackte Fußbodenheizung halbwegs problemlos.
Bis man dann in der Gegend unterhalb des früheren Altars auf eine derart große Ansammlung von Beton stieß, dass Nachbarn schon vermuteten, es handele sich um eine alte Bunkeranlage.
Manni Mandelartz hatte vorsichtig den Löffel seines Baggers angesetzt und fand dann kein Ende mehr. Am Mittwochnachmittag hatte er nach ziemlich langer Wühlerei einen rund 30 Kubikmeter mächtigen Betonbrocken aus dem Erdreich herauspräpariert - mehr als sieben Meter breit, rund zwei Meter mächtig und entlang der Straße genauso tief. Gewicht: mehr als 65 Tonnen.
Inzwischen liegt der größte Teil der vermutlichen Rutschsicherung, mit dem Meißel in kleine Brocken zertackert, am Rande der Baustelle und sieht ein bisschen aus wie die Mini-Ausgabe der Hafeneinfahrt von Oostende (B) vor zehn Jahren (Bild unten), als die Einfahrt neu angelegt und gesichert wurde.
Verblüffende Ähnlichkeit: Die Betonfragmente am Moreller Weg ...
... und die steinreiche Baustelle der Hafeneinfahrt im belgischen Oostende beim Neubau im Jahr 2011. // Fotos: Ulrich Simons |
Am Montag sollen die Arbeiten weitergehen, mit nicht mehr ganz so vielen Vibrationen, weil die dicken Brocken inzwischen aus dem umgebenden Erdreich herausgelöst sind und sich der Schall kaum noch durch den Boden übertragen kann.
Nachtrag vom 21. April: Am Ende verließen 14 Lkw mit Beton die Baustelle. Insgesamt kamen alleine beim Ausbau des Fundamentes 400 Tonnen Beton zusammen.
Wenn Sie sich das anschauen möchten: Hier kommt Teil 3 von "Gottes Steinbruch":
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